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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Hermeneutik, objektive

In der Wirtschaftssoziologie: [1] der Terminus stammt von Hermeneutik, objektive Freyer (1923); manchmal auch: gegenständliche Hermeneutik. Die o. Hermeneutik, objektive sucht nach dem objektiven, gegenständlichen Sinngehalt von Zeichen, Geräten, sozialen Formen. Die objektive Bedeutung eines Werkzeuges liegt seiner Funktionsweise, die unabhängig vom Subjekt und von der Stimmungslage seines Konstrukteurs analysiert werden kann. objektiver Geist [2] Unter dem Titel o. Hermeneutik, objektive (manchmal auch: genetischer Strukturalismus oder strukturale Hermeneutik) entwickelt U. Oevermann (1976) ein Verfahren der Rekonstruktion latenter Sinnstrukturen alltäglichen Handelns mit Hilfe hermeneutischer Textinterpretation. Ausgangspunkt ist die Vertextung einer symbolisch vermittelten Interaktion in Gestalt eines schriftlichen Interaktionsprotokolls. Vorausgesetzt wird, dass sich in diesem „Interaktionstext“ die latente Sinnstruktur materialisiert hat und daher jederzeit in ihm aufgedeckt werden kann. Kernstück der o.n Hermeneutik, objektive Oevermanns ist die Sequenzanalyse: Ein Interaktionstext wird sequentiell, vom ersten Kommunikationsakt an so ausgedeutet, dass alle mit dem einzelnen Akt und seiner kontextuellen Situierung konsistenten Bedeutungen und Lesarten zur Explikation gebracht werden. Die sich anschliessende Erörterung der Bedeutungsmöglichkeiten, die die jeweils nächstfolgenden Textsequenzen enthalten, bestätigt oder widerlegt die für die vorangegangene Sequenz gefundenen Lesarten. Im Laufe der Analyse der einzelnen Textsequenzen werden allmählich all jene Interpretationen ausgeschieden, die sich nicht durch den gesamten Interaktionskontext belegen lassen. Im Zuge der Sequenzanalyse werden erstens alle in einem Text latent enthaltenen Bedeutungsmöglichkeiten aufgedeckt, und zweitens wird überprüft, welche der Möglichkeiten empirisch im gegebenen Fall von dem Interaktionsteilnehmer bzw. Interviewten gewählt wurden.



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