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Neuraminidase-Hemmer

Neuraminidase-Hemmer wie Tamiflu und Relenza sind Medikamente, die verhindern können, dass sich Grippe-Viren im Körper ausbreiten. Sie helfen nachweislich gegen die menschliche Grippe (Influenza) und gelten als einzige wirksame Mittel bei einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1.

So genannten Neuraminidase-Hemmern kommt bei der Bekämpfung der Vogelgrippe eine ganz besondere Bedeutung zu. Seit Jahren bekannte Grippemittel, wie Tamiflu von der Schweizer Firma Roche oder Relenza vom britischen Arzneimittelhersteller GlaxoSmithKline, sollen eine Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus über die ganze Erde (Pandemie) verhindern. Insbesondere soll mit der Einnahme die Zeit bis zur Entwicklung eines Impfstoffes überbrückt werden. Tamiflu und Relenza bieten zwar keinen umfassenden Schutz gegen eine Infektion wie eine Impfung, sie können aber die Symptome lindern und dadurch die Überlebenschancen der Erkrankten deutlich verbessern.

Angriffspunkt der Medikamente ist das Enzym Neuraminidase, das für die Verbreitung der Viren entscheidend ist. Es handelt sich dabei um eine Eiweißstruktur, die auf der äußeren Virushülle sitzt und den Abtransport von Erregern durch schleimbildende Zellen einschränkt. Dadurch kann das Virus leichter in die Zelle eindringen. Eine wichtige Rolle spielt die Neuraminidase auch beim Ausschleusen von Viren aus der Zelle. Und genau hier beginnen die Neuraminidase-Hemmer mit ihrer Arbeit: Sie blockieren die Eiweißstruktur, so dass neu gebildete Viren die Wirtszelle nicht mehr verlassen und sich nicht weiter im Körper ausbreiten können.

Tamiflu mit dem Wirkstoff Oseltamivir und Relenza (Zanamivir) werden seit knapp sechs Jahren eigentlich zur Behandlung der "normalen" Grippe bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren eingesetzt. Relenza muss als Pulver inhaliert werden, Tamiflu, das wesentlich häufiger verschrieben wird, gibt es als Tabletten und Saft. Tamiflu können auch schon Kleinkinder ab einem Jahr einnehmen. Beide Mittel müssen innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eingenommen werden, nur dann besteht die Aussicht, die Schwere des Krankheitsverlaufs zu bremsen.

Wegen der möglichen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Hautausschlag sollten Tamiflu und Relenza nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, rezeptpflichtig sind sie ohnehin. Außerdem sollten die Mittel tatsächlich nur bei einer echten Influenza zum Einsatz kommen und nicht bei einem harmloseren grippalen Infekt.

Tamiflu und Relenza aus Angst vor der Vogelgrippe vorbeugend einzunehmen, macht nicht nur keinen Sinn, sondern schadet sogar. Bei einer unangebrachten Anwendung besteht die Gefahr, dass die Viren gegen die Medikamente resistent werden. So könnten im Falle einer Pandemie die bisher einzigen Mittel gegen Vogelgrippe-Viren unwirksam werden. Ob die Medikamente auch noch helfen, wenn der H5N1-Virus mutieren sollte und dann von Mensch zu Mensch übertragbar wäre, ist derzeit unklar.



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