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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Ungleichgewichtstheorie

Klasse von zumeist mathematisch formu lierten Modellen, die vorübergehend oder dauernd einen Modellzustand »Nichtgleichgewicht« erzeugen. Entstanden ist die Ungleichgewichtstheorie als Reaktion auf die scharfe Kritik, die in den letzten Jahrzehnten gegen die Theorie des - Gleichgewichts vorgebracht wurde. Die Ungleichgewichtsmodelle sollen den Anwendungsbereich der Gleichgewichtstheorie erweitern und damit eine Reihe von Kritikpunkten gegen diese gegenstandslos machen (Rationierungsgleichgewicht). Verschiedentlich wird allerdings der weitergehende Anspruch erhoben, die Gleichgewichtstheorie ablösen zu können. In der Literatur lassen sich grob zwei Typen von Ungleichgewichtsmodellen unterscheiden: a) Der erste Typ entstand im Anschluss an die Wiederentdeckung bzw. Neuinterpretation des Werkes von John M. KEYNES (sowie in schwächerem Maße der Stockholmer Disequilibrium-Schule) durch Don PATINKIN, Robert CLOWER und Axel LEIJONHUFVUD (Beispiel: das BARRO-GROSSMAN-Modell 1971). In der kurzfristigen MARSHALLschen Gleichgewichtstheorie wird angenommen, dass sich die Preise zum Zwecke der Markträumung sofort anpassen, während die angebotenen Mengen bei sehr kurzfristiger Betrachtung starr sind und sich auch im weiteren Zeitablauf nur langsam verändern. Bei KEYNES werden hingegen gemäss dieser Interpretation via den Multiplikatorprozess zuerst die Mengengrößen der Höhe der effektiven Nachfrage angeglichen. Diese Umkehrung der Anpassungsgeschwindigkeiten der Mengen und Preise hat als erste Konsequenz, dass bei den laufenden Preisen »non-zero excess Jemands« existieren können, damit »trading at false prices« stattfindet und Unterbeschäftigung auftritt. Durch Spill-over-Effekte wird zudem erreicht, dass ein Ungleichgewicht auf einem Markt auf andere Märkte übergreift. Da im KEYNESschen Werk nach Ansicht der auf ihm aufbauenden Autoren die für eine Ungleichgewichtstheorie notwendigen Bausteine bereits enthalten sind, besteht deren Aufgabe im wesentlichen in einer konsistenten Interpretation, Formalisierung und Zusammenfügung dieser ungleichgewichtigen Elemente zu Modellen. b) Die zweite Gruppe von Ungleichgewichtsmodellen basiert auf der ungleichgewichtigen postkeynesianischen Wachstumstheorie. Das Augenmerk richtet sich hier v.a. auf die Möglichkeiten einer Übersetzung der gleichgewichtigen Ausgangsmodelle in ungleichgewichtige Ansätze, also auf den Einbau von ungleichgewichtigen Reaktionsmechanismen (Beispiel: BIERMANN-SCHUSTER-Modell 1970). Da sich die Rollen von Gleichgewicht und Ungleichgewicht aber nicht ohne weiteres vertauschen lassen, besteht hierbei ständig die Gefahr von Widersprüchen zwischen Modellannahmen und Reaktionsmechanismen. Literatur: Klatt, S. (1995). Malinvaud, E. (1977). Weintraub, S.R. (1977). Barro, R.I., Grossman, H.I. (1976)



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