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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Institut für Wirtschaftsforschung (ifo)

Das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) ist eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Es ist als unabhängiges Institut ausschließlich gemeinnützigen wissenschaftlichen Zwecken verpflichtet und betreibt sowohl Grundlagenforschung als auch wirtschaftspolitische Beratung, also wissenschaftlichen Service.

Das Institut für Wirtschaftsforschung (Anschrift) hat die Aufgabe, wirtschaftliche Vorgänge im In- und Ausland (vor allem aber die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft) empirisch zu erforschen und danach Politik, Wirtschaft und Verwaltung bei deren Entscheidungen zu beraten und zu unterstützen, also "Brücken zu bauen zwischen Theorie und Praxis", wie das ifo seine Arbeit selbst umschreibt.

Seinen Sitz hat es seit der Gründung in München behalten. Hier wurden 1949 die Vorläuferinstitutionen "Informations- und Forschungsstelle für Wirtschaftsbeobachtung" und das "Süddeutsche Institut für Wirtschaftsforschung", zu dessen Gründern Ludwig Erhard gehörte, miteinander verschmolzen. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Center of Economic Studies (CES) der Ludwig-Maximilian Universität in München. Seit 1993 hat das ifo eine Zweigniederlassung in Dresden (Anschrift), wo man sich besonders mit der Wirtschaftsentwicklung in Ostdeutschland und den EU-Beitrittskandidaten aus Osteuropa beschäftigt.

Aufgaben

Zu den wichtigsten Aufgaben des ifo-Instituts gehört die konjunkturelle Analyse und Prognose. Die Münchner Wissenschaftsökonomen erstellen dabei Konjunkturprognosen, beantworten aktuelle wirtschaftspolitische Fragen und beurteilen langfristige strukturelle Wandlungen in der Wirtschaft. Hinzu treten Fragen der grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Beziehungen, die sich aus der Einbindung Deutschlands in die Europäische Union und ihre Ausrichtung auf den Export ergeben. Markenzeichen des ifo-Instituts sind neben den Konjunkturprognosen seine Branchenumfragen, monatlich veröffentlicht im so genannten "Geschäftsklima-Index". Jeden Monat befragt das Institut dafür rund 8.000 deutsche Unternehmen - ein Konjunkturtest und Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung.

Finanziell etwa zur Hälfte getragen wird das Wirtschaftsforschungsinstitut zu gleichen Teilen vom Freistaat Bayern und vom Bund. Die andere Hälfte machen Einnahmen aus Aufträgen Dritter sowie Spenden aus, zum Beispiel vom Förderverein "Freunde des ifo-Instituts". Ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr 1999 musste das Institut eine deutliche Mittelkürzung um ein Viertel der öffentlichen Grundfinanzierung hinnehmen. Das Institut wurde auf eine Serviceeinrichtung für Forschungsstellen zurückgestuft. Die Tatsache, dass sich die ifo-Arbeit wie die kaum einer anderen Einrichtung in den Medien und der politischen Diskussion durchsetzt, hat dem Institut offenbar eher geschadet. Zu wenig Fachveröffentlichungen, zu wenig promoviertes wissenschaftliches Personal, kein vernünftiges Forschungsprogramm, so die Mängelliste. Zu viele Untersuchungsaufträge, zu wenig Wissenschaftliche Forschung war deshalb das Fazit des Wissenschaftsrates, - und dieser entscheidet schließlich über die Zusammensetzung der "Blauen Liste", in der die Einrichtungen stehen, die öffentliche Forschungsgelder erhalten. Er setzt sich aus Wissenschaftlern, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Vertretern der Bundes- und Landesregierungen zusammen. Mehr als 50 Stellen mussten in Folge der Herabstufung durch den Wissenschaftsrat beim ifo-Institut gestrichen werden. 1998 lag der Etat noch bei knapp 31 Millionen Mark, davon 15 Millionen öffentliche Gelder. An seiner Bedeutung bei der Erstellung der Konjunkturgutachten hat sich allerdings kaum etwas geändert.

Konjunkturprognosen

Zu den wichtigsten Konjunkturprognosen in Deutschland gehören das Sachverständigengutachten der "Fünf Waisen" (in der Regel Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre) im Herbst, der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung im Januar und zweimal im Jahr das Gutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Letztgenannte legen jeweils im Frühjahr und im Herbst ihre gemeinsame Prognose und ihre Empfehlungen für die Wirtschaftspolitik vor, das "Gutachten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" für die Bundesregierung. Sie haben sich dazu in der Arbeitsgemeinschaft wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute mit Sitz in Berlin zusammengeschlossen: dazu gehören neben dem ifo-Institut das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das Hamburger Weltwirtschafts-Archiv (HWWA), das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW), das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen und seit der Deutschen Einheit das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH).

Organisation

Die Gesamtleitung des ifo-Institutes obliegt dem Präsidenten, der dabei von einem Vizepräsidenten und einem Geschäftsführer unterstützt wird. Bei allen großen Wirtschaftsforschungsinstituten wird der Präsident von einer Berufungskommission von Universität und Institut ausgewählt und dann vom Landeswissenschaftsminister ernannt. Doch natürlich hat der Bund als Hauptfinanzier einen "nicht unbedeutenden Einfluss" auf die Auswahl, wie auch das Bundesministerium für Wirtschaft freimütig zugibt. Allerdings weiß das Ministerium auch, dass eine "politische Berufung" auf Dauer die Autorität der Institute untergraben würde, was auch nicht im Interesse der Politik liegt - eine Gradwanderung.

Das Forschungsinstitut hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins, dessen Zweck ausschließlich die gemeinnützige wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung ist. Mitglieder sind etwa 700 Unternehmen aus Industrie und Handel, Banken und Versicherungen, Wirtschaftsverbänden und Industrie- und Handelskammern (IHK) im In- und Ausland. Vereinsorgane sind die Mitgliederversammlung, das Kuratorium, der Vorstand, der Verwaltungsrat und der wissenschaftliche Beirat.



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