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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Schichtung, soziale

In der Wirtschaftssoziologie: social stratification, vertikale soziale Differenzierung der Makrostruktur eines sozialen Systems; im Sinne einer Rangordnung von Gruppen mit horizontal verlaufenden Grenzlinien eine hierarchische Gliederung grösserer Bevölkerungsgruppen, die durch bestimmte objektive oder subjektive Merkmale voneinander unterschieden sind. Die Definition des Begriffs variiert jedoch sehr; in idealtypischer Betrachtungsweise lassen sich zunächst drei grundlegende Gliederungsprinzipien voneinander trennen: [1] Das dichotomische Modell: Zwei durch entgegengesetzte Merkmale und Interessen gekennzeichnete Bevölkerungsgruppen stehen einander gegenüber, wobei sich die eine Gruppe in einseitiger Abhängigkeit von der anderen befindet; z.B.: Freie und Sklaven, Besitzer und Nichtbesitzer von Produktionsmitteln. [2] Das funktionale Modell: Hier handelt es sich um mindestens drei durch verschiedene Merkmale gekennzeichnete Gruppen mit unterschiedlicher gesellschaftlicher Funktion, die als voneinander gegenseitig abhängig begriffen werden; z.B. Herrscher, Händler, Handwerker und Bauern. [3] Das Rangordnungsmodell: Wiederum handelt es sich um mindestens drei Gruppen, die jedoch weniger durch den Besitz verschiedener Merkmale und sozialer Abhängigkeit gekennzeichnet sind, als vielmehr durch den Grad, zu dem sie ein und dasselbe Merkmal besitzen; z.B. Gruppen, die sich durch die Höhe ihres Einkommens oder die Höhe ihres sozialen Prestiges unterscheiden. Die unterschiedlichen Definitionen des Begriffs der s.n Schichtung, soziale stehen in engem Zusammenhang mit den verschiedenen Theorien zu ihrer Erklärung: So verstehen Struktur-funktionalisten unter sozialer Schichtung ein funktionales System institutionalisierter Ungleichheit von Belohnungen, um die Besetzung gesellschaftlich wichtiger Positionen und die Erfüllung der mit diesen verbundenen Aufgaben sicherzustellen, während Konflikttheoretiker s. Schichtung, soziale in erster Linie als Produkt oder Abbild der in der jeweiligen Gesellschaft geltenden Macht-und Herrschaftsverhältnisse interpretieren. Ausgangspunkt der modernen Schichtungstheorie und Schichtungsforschung ist heute in der Regel das Rangordnungsmodell. Der hier verwendete Schichtungsbegriff impliziert die Vorstellung einer hierarchischen Anordnung statusverschiedener Bevölkerungsgruppen mit horizontal verlaufenden Grenzlinien. Vertreter der marxistisch-leninistischen Soziologie verwerfen diese als bürgerliche Stratifikationstheorie bezeichnete Schichtungsvorstellung wegen ihres angeblich apologetischen Charakters, da hier die Gesellschaft nicht in sozio-öko-nomisch determinierte Klassen, sondern lediglich nach Oberflächenmerkmalen wie Einkommen, Bildung, Berufszugehörigkeit und soziales Ansehen gegliedert werde, wodurch insbesondere strukturbedingte soziale Konflikte zwischen den Sozialschichten verleugnet würden.



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