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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Kapitalismuskritik, sozialdemokratische

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Die soziale Gestaltung des modernen Kapitalismus ist Inhalt sozialdemokratischer Kapitalismuskritik. Der führende Sozialdemokrat Eduard Bernstein (1850 - 1932) verband seine evolutionäre Theorie vom allmählichen Hinüberwachsen des Kapitalismus in den Sozialismus mit der Kritik der marxschen politischen Ökonomie. Seine Positionen waren: 1) der „Höhegrad kapitalistischer Entwicklung“, der die notwendige Voraussetzung des Sozialismus ist, sei noch nicht erreicht sei; 2) das Proletariat sei zur Ausübung der politischen Macht noch nicht reif; 3) der Kapitalismus werde automatisch zusammenbrechen, falls der Sozialismus tatsächlich eine objektive Notwendigkeit sei; 4) die Enteignung der KapitalistInnenklasse erscheine vom ethischen Standpunkt aus als verwerflich. Nach dem zweiten Weltkrieg wandte sich die Sozialdemokratie mehr dem Keynesianismus („linken” Keynesianismus) zu. Er kennzeichnet sich durch regulierungspolitische Maßnahmen zur Stimulierung und Absicherung der Nachfrage unter Berücksichtigung sozialer Belange der Bevölkerung. So treten die „linken“ Keynesianer z.B. für den Bau von Sozialeinrichtungen, Schulen usw. und für Steuersenkungen zur Anhebung der Massenkaufkraft ein. Der „linke“ Keynesianismus erlangte damit in den sozialdemokratisch orientierten Parteien und Gewerkschaften in wirtschaftsprogramatischer Hinsicht einen dominierenden Einfluß z.B. in Großbritannien und unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg in den USA. Eine „modernere“ sozialdemokratische Kapitalismuskritik ist: Trotz der in den Industriestaaten im Laufe dieses Jahrhunderts eingeführten Beschränkungen eines rein kapitalistischen Wirtschaftssystems (im Sinne des Modells der freien Marktwirtschaft) bestehen nach wie vor die Auswirkungen des Kapitalismus fort: einseitige Vermögenskonzentration in den Händen weniger Kapitalbesitzer, hohes Einkommensgefälle zwischen Kapitaleignern und Arbeitnehmern, immer noch unzureichende Mitbestimmung der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz. im Unternehmen und in der Gesamtwirtschaft. Deshalb haben einige linke Sozialdemokratinnen eine weitergehende Kritik am heutigen Kapitalismus. Sie fordern eine stärkere „Umverteilung“ der geschaffenen Werte und die stärkere „Reformierung“ des Kapitalismus. Ziel ist es. den Kapitalismus zu „zähmen“, zu gestalten und dadurch zu verändern. Sie gehen davon aus, dass die Ausbeutung abgenommen hat und wir nicht mehr in einer Klassengesellschaft, sondern in einer „Spätkapitalistischen“ Gesellschaft oder auch Informationsgesellschaft oder Mediengesellschaft leben und dass nicht mehr die Kapitalistinnen, sondern die Manager, in Einvernehmen mit den Politikern (die Macher), die Macht haben. >Keynesianismus/Neokeynesianismus, >Opportunimus, >Reformismus, >Revisionismus



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