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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Mediation (Wirtschaft)

Mediation ist eine Strategie, mit der vor allem bei großen öffentlichen oder privaten Investitionsvorhaben mögliche Streitigkeiten, Einsprüche, Proteste und Klagen von betroffenen Bürgern, Verwaltungen und anderen Institutionen vermieden werden sollen. Durch frühzeitige Information und Einbeziehung aller Beteiligten in die Planungen sollen frühzeitig widerstreitende Interessen und Konflikte offengelegt und Kompromisse gesucht werden, die von allen Beteiligten mitgetragen werden können.

Das Mediationsverfahren stammt aus den USA und hat sich dort bei Tausenden von Projekten bewährt. Es kann auch als "vorweggenommene Schlichtung" bezeichnet werden. Vor allem beim Bau von Industrie- und Verkehrsanlagen, Kraftwerken, Müllverbrennungseinrichtungen oder Deponien treffen oft widerstreitende Interessen aufeinander. Konflikte mit in der Nachbarschaft lebenden Bürgern, mit Umweltschützern oder Konkurrenten sowie zwischen verschiedenen staatlichen Instanzen führen dann während der Planungs- und Genehmigungsverfahren oft zu Protestaktionen und gerichtlichen Auseinandersetzungen. Dadurch werden die Bauvorhaben oft lange verzögert. Es entstehen erhebliche zusätzliche Kosten und die mit rechtlichen Mitteln oder politischem Druck schließlich durchgesetzten Entscheidungen sind oft für alle Beteiligten unbefriedigend.

Durch ein Mediationsverfahren soll deshalb versucht werden, Interessenkonflikte bereits im Vorfeld zu erörtern und möglichst zu lösen. Ähnlich wie beim Öko-Audit soll bei allen Beteiligten Problembewusstsein geschaffen werden, um auf dieser Basis zu besseren oder zumindest einvernehmlichen Lösungen zu kommen. Dabei wird zunächst durch umfassende Information bei allen Betroffenen für einen möglichst breiten und gleichen Wissensstand gesorgt. Mißverständnisse und Fehlinformationen über die jeweiligen Interessen sollen so weitgehend vermieden werden. Vorhandene Ängste können offen ausgesprochen und diskutiert werden. Eine gemeinsame Suche nach möglichen Alternativen hinsichtlich des Standorts, der Größe oder der technischen Ausgestaltung der Anlage kann helfen, Kompromißmöglichkeiten auszuloten oder sogar gemeinsam bessere Lösungen zu finden.

Geleitet werden die - rechtlich unverbindlichen - Konsensverfahren von einem "Mediator". Dabei handelt es sich um eine von allen Beteiligten akzeptierte, neutrale Persönlichkeit, die über ausreichendes Fachwissen, persönliche Unabhängigkeit und die Fähigkeit zur Vermittlung zwischen unterschiedlichen Standpunkten und widerstreitenden Interessen verfügen muss. Unter seiner Moderation werden dann Probleme wie Verkehrsanbindung, Lärmschutz, Umweltbelastung, Vermeidung möglicher gesundheitlicher Gefahren, Wertverlust von benachbarten Grundstücken und Häusern und andere strittige Fragen diskutiert, die vor einer Realisierung des Projekts beantwortet werden müssen. Da meist eine Vielzahl von Personen und Organisationen an diesen Verfahren beteiligt werden, sind in der Regel zahlreiche Sitzungen und die Bildung verschiedener Arbeitsgruppen erforderlich, um alle anstehenden Fragen ausreichend zu erörtern und möglichst einen Konsens zu erreichen.

Das kann sich dann zwar über Monate hinziehen und bei allen Beteiligten mit einem beträchtlichen Aufwand an Zeit verbunden sein. Dennoch ist eine gut organisierte Kompromißsuche in der Regel bei weitem nicht so langwierig und kostspielig, wie eine Kette von Auseinandersetzungen vor Gericht. Das bei allen Beteiligten erreichte höhere Informationsniveau macht das Verfahren transparenter und führt dazu, dass die Auseinandersetzungen auf einem fachlich, technisch und juristisch höheren Niveau und in einem besseren menschlichen Klima stattfinden, als bei einer Konfliktstrategie. Die Erfahrungen in den USA haben gezeigt, dass bei zweckmäßiger Organisation der Mediationsverfahren trotz des längeren Vorlaufs im allgemeinen eine deutliche Einsparung an Zeit und Kosten zu erreichen ist. Selbst wenn es trotz dieser Form der vorbeugenden Schlichtung schließlich doch noch zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommt, wird die Zahl der möglichen Streitpunkte durch die vorhergehende Mediation im allgemeinen deutlich reduziert.

In Deutschland wird das Mediationsverfahren erst seit Beginn der neunziger Jahre eingesetzt. Es hat sich aber schon in einigen Fällen bewährt. Mediation wird auch zunehmend im privaten Bereich eingesetzt.



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