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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Finanzkapital

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Das miteinander verschmolzene Kapital der Großindustrie und der Großbanken. Fälschlicherweise wird darunter häufig nur das Bankkapital verstanden; Großindustrie und Großbanken gehen aber aus der Konzentration und Zentralisation des Kapitals und den hierauf beruhenden Monopolen hervor. Im weiterem Sinne versteht man darunter auch die Verschmelzung des Großindustrie- und Großbankenkapitals mit großen Kapitalen in anderen Wirtschaftszweigen (Transport, Handel, Versicherungen usw.). Die Entstehungsgeschichte des Finanzkapitals zeigt, dass führende Industriefirmen häufig bereits an der Gründung einer Bank beteiligt waren oder von industriellen Monopolfirmen auch nachträglich Anteile am Kapital führender Banken erworben wurden. Die Ursache hierfür war u.a., dass Industriekonzerne an der raschen Beschaffung hoher Geldkapitale möglichst aus einer Hand interessiert waren. Umgekehrt waren die Banken, die solche Riesenmittel beschafften, an deren Sicherung und profitbringenden Verwertung im Rahmen dieser Konzerne interessiert. Sie nahmen daher ihrerseits in steigendem Maße Einfluß auf die Geschäftspolitik der Großindustrie, z. B. durch Aktienerwerb, Kreditbedingungen usw.. Juristisch ist der gesamte Umfang der Verflechtung zwischen Großbanken und Großindustrie meist nur schwer nachweisbar. Sie tritt aber besonders offen in der wechselseitigen Besetzung von Aufsichtsratsposten in Erscheinung. Im Ergebnis der Verschmelzung von Großindustrie und Großbanken wird anschließend eine Trennung zwischen dem großen Industrie- und dem großen Bankkapital praktisch unmöglich. Manchmal scheint eine bestimmte Großbank das Finanzzentrum einer oder mehrerer Monopolgruppen zu sein. Doch gilt das nicht generell. Die drei Hauptnachfolger der IG-Farbenindustrie z.B. tätigen laufend große Geschäfte mit sämtlichen Großbanken (Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank) und deren Tochterfirmen. Die Frage, ob innerhalb des Finanzkapital das Industrie- oder das Bankkapital größeren Einfluß habe, ist daher zweitrangig; sie muß bei einzelnen Gruppen des Finanzkapital von Fall zu Fall verschieden beantwortet werden. Generell handelt es sich beim Finanzkapital weder um die Vorherrschaft der Banken über die Industrie noch um die der Industrie über die Banken. Die Entwicklung des Finanzkapitals führt zur Herausbildung der Finanzoligarchie, einer ökonomisch und politisch herrschenden kleinen Gruppe von Wirtschaftsmagnaten aus Großindustrie und Großbanken, die praktisch auch mehr und mehr über das Kapital der übrigen Kapitalgeber verfügen. Durch die wechselseitigen Verflechtungen sind Machtkonzentrationen entstanden, Finanzgruppen, die zwar miteinander vielfach verbunden sind, sich jedoch gleichzeitig im Konkurrenzkampf gegenüberstehen. >Monopol, >Bank, >Faschismus. >Finanzoligarchie, >Imperialismus Wohl ursprünglich von Hilferding verwendete Bezeichnung für das Medium (Geldkapital der Banken u. a. Kapitalsammelstellen) des Einflusses von (Kapital-) Eigentümern (Finanzaristokratie) an den Unternehmen sowie der Banken auf die Wirtschaft und letztlich den Staat bzw. die Gesellschaft insgesamt, vor allem als Merkmal des Spätkapitalismus mit seiner hohen Konzentration im Finanzsektor (Banken, Versicherungen).



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