Home | Finanzlexikon | Börsenlexikon | Banklexikon | Lexikon der BWL | Überblick
Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
Suche :        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   

Marktformen

(engl. market forms) Marktformen geben Aufschluss über die genaue Struktur von Angebot und Nachfrage. Üblicherweise erfolgt eine Klassifizierung einzelner Marktformen unter mengenmäßigen (morphologischen) Gesichtspunkten. Hierbei ist die Anzahl der Anbieter bzw. Nachfrager auf einem Markt entscheidend. Dabei können angebotsund nachfrageseitig zusammen neun Marktformen unterschieden und in einem Schema (Marktformenschema) gegenübergestellt werden.

Je nach Marktform lassen sich in Abhängigkeit von der Anzahl der Marktteilnehmer folgende typische Verhaltensweisen auf der Anbieterseite feststellen: In einem Polypol (griech. polys = viele, polein = verkaufen) beliefern unzählig viele Anbieter einen Markt, so dass der Einzelne aufgrund fehlender Marktmacht keinen Einfluss auf den sich ergebenden Marktpreis (Preisbildung) nehmen kann. Er wird deshalb auch als Preisnehmer (price talcer) oder Mengenanpasser bezeichnet. Findet der polypolistische Wettbewerb sowohl auf der Angebots als auch auf der Nachfrageseite statt (zweiseitiges Polypol) und werden die Modellbedingungen des vollkommenen Marktes (Homogenität der Güter, Fehlen von Präferenzen, volle Markttransparenz, keine Markt in und ustrittsbarrieren, unendlich rasche Reaktionsgeschwindigkeit der Marktteilnehmer) erfüllt, spricht man von vollkommener (auch: vollständiger) Konkurrenz.

Das Oligopol (griech. oligos = wenig, polein = verkaufen) lässt sich durch eine geringe Anzahl von Anbietern beschreiben, die in einer engen Reaktionsverbundenheit stehen. Im einfachsten Fall sind es zwei; es wird von einem Dyopol (griech. dyos = zwei, polein = verkaufen) gesprochen. Die Automobil und Mineralölwirtschaft sind Beispiele für einen solchen Oligopolmarkt (Marktkonzentration). Die einzelnen Unternehmen halten jeweils einen derart großen Marktanteil, dass jede Veränderung des Absatzpreises, der Angebotsmenge und qualität eines Anbieters Einfluss auf die Marktsituation hat und Reaktionen der anderen Anbieter hervorruft. Ein Preiswettbewerb ist in einem solchen Markt nur zu erwarten, wenn Mitkonkurrenten aus dem Markt gedrängt werden sollen bzw. Preisführerschaft angestrebt wird (Marktführerschaft, Wettbewerbsstrategien). Realistischer ist eine aufeinander abgestimmte Preispolitik. Der Wettbewerb vollzieht sich i. d. R. über die Qualität und Differenzierung der Produkte (Produktdifferenzierung; Qualitätswettbewerb) bzw. über den Service (Kundendienst) oder die Werbung. Beim Monopol (griech. monos = allein, polein = verkaufen) setzt der alleinige Anbieter (Monopolist) seinen gewinnmaximalen Preis bzw. die entsprechende Angebotsmenge fest. Zwar muss er aufgrund des fehlenden Wettbewerbs die Reaktion aktueller Konkurrenten nicht fürchten, ein möglichst hoher Gewinn lässt sich jedoch nur realisieren, wenn er die Reaktion der Nachfrager auf die Veränderung der Absatzpreise (Elastizität) mitberücksichtigt. Typologie der Märkte nach Eigenschaften, die zur Erklärung der  Preisbildung wesentlich sind. a) Die Klassifikation der Märkte kann nach quantitativen und qualitativen Merkmalen erfolgen. Bei der Unterscheidung nach quantitativen Merkmalen wird auf die Anzahl der Marktteilnehmer auf der Angebots- und Nachfrageseite und ihre relative Größe (Anteil am Angebot bzw. an der Nachfrage des betreffenden Marktes) abgestellt. Die Klassifikation unter der Symmetrieannahme (d.h. etwa gleich große Teilnehmer auf einer Marktseite) unterscheidet zwischen einem großen, wenigen mittelgroßen und zahlreichen kleinen Anbietern und Nachfragern (Heinrich von STACKELBERG). Durch Kombination der drei möglichen Konstellationen auf jeder Marktseite ergeben sich neun Marktformen. Das Schema mit neun Marktformen ist durch Aufgabe der Symmetrieannahme erweitert worden (Walter EUCKEN u.a.). Die wichtigste Einteilung nach qualitativen Merkmalen unterscheidet vollkommene und unvollkommene Märkte. Ein Markt ist vollkommen, wenn ein homogenes Gut (Homogenität) vorliegt und vollständige               - Markttransparenz herrscht. Marktformen Handelt es sich um ein inhomogenes (oder heterogenes) Gut, dann ist der Markt unvollkommen. Bei unvollständiger Markttransparenz besteht ein temporär unvollkommener Markt, aus dem im Zeitablauf mit zunehmender Entschleierung ein vollkommener Markt wird. Auf einem vollkommenen Markt gibt es einen einheitlichen Preis (Gesetz der Unterschiedslosigkeit der Preise, William St. JEVONS), wogegen auf einem unvollkommenen oder temporär unvollkommenen Markt i.d.R. unterschiedliche Preise gelten. Ein anderes qualitatives Merkmal ist der - Marktzutritt, wonach Märkte mit unbeschränktem und beschränktem Zutritt unterschieden werden können. Das Marktformenschema ist mit der qualitativen Unterscheidung in vollkommene und unvollkommene Märkte zu kombinieren. Daraus ergeben sich neun Marktformen für den vollkommenen Markt (zur Verdeutlichung mit dem Zusatz »auf dem vollkommenen Markt,, bezeichnet). Für den unvollkommenen Markt lassen sich nur acht Marktformen unterscheiden (obige Bezeichnungen mit dem Zusatz »auf dem unvollkommenen Markt«); dort gibt es kein bilaterales Monopol. b) Eine Klassifikation von Märkten nach Interdependenzen zwischen Anbietern (bzw. Nachfragern) nahm Robert TRIFFIN vor. Der TRIFFINsche Koeffizient zeigt die Wirkung auf die Absatzmenge x5 des Anbieters B, ausgelöst durch die Änderung des Preises pA des Anbieters A (bei konstantem Preis pa). Verliert bei einer sehr kleinen Preissenkung der Anbieter B seine Abnehmer, dann ist 2 = oa, und es liegt homogene Konkurrenz vor. Bei einem Wert T = 0 besteht keine Konkurrenzbeziehung zwischen beiden Unternehmen (isolated selling oder reines Monopol). Wandert nur ein Teil der Abnehmer von B bei einer Senkung des Preises PA ab, nimmt ti einen endlichen Wert an (oo>T>0), und es herrscht heterogene Konkurrenz. Bei beiden Konkurrenzbeziehungen ist noch zu unterscheiden, ob die Mengenänderung bei B wiederum eine Preisänderung des Anbieters A auslöst: Marktformen Die Konkurrenzbeziehung ist oligopolistisch bei einem Wert t\' ungleich Null, atomistisch für i\' gleich Null. Auf der anderen Marktseite wurde bei dieser Klassifikation Nachfragekonkurrenz unterstellt. Eine analoge Klassifikation läßt sich nach den Interdependenzen zwischen Nachfragern (bei Anbieterkonkurrenz) vornehmen. Literatur: Ott, A.E. (1986). Recktenwald, H.C. (1968)



<< vorhergehender Fachbegriff
 
nächster Fachbegriff >>
Marktfähigkeit
 
Marktforschung
 
Weitere Begriffe : Schichtung(sverfahren) | Wertgerüst | Kapitaldividende
 
Copyright © 2015 Wirtschaftslexikon.co
Banklexikon | Börsenlexikon | Nutzungsbestimmungen | Datenschutzbestimmungen | Impressum
All rights reserved.