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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Mobbing

Psychoterror am Arbeitsplatz. Ausgeübt werden kann Mobbing sowohl von Vorgesetzten als auch von Arbeitskollegen. Nach Expertenmeinung sind in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitnehmer in der einen oder anderen Form von Mobbing betroffen. Mobbing wird heute als Hinderungsgrund für erfolgreiches Arbeiten und als Grund körperlicher und seelischer Erkrankungen anerkannt. Inzwischen ist die systematische Schikane während der Arbeitszeit ein Thema für Arbeitsmediziner und Therapeuten. Einzelne Unternehmen gehen systematisch gegen Mobbing vor. Betroffene können sich auch an unabhängige Beratungsstellen wenden.

Auch wenn die systematische Schikane am Arbeitsplatz meist mit dem Begriff Mobbing bezeichnet wird, unterscheiden Fachleute zwischen Mobbing, Bossing und Staffing. Unter Mobbing im engeren Sinn werden dabei die gezielten Störaktionen gegen gleichrangige Kolleginnen oder Kollegen verstanden. Bossing ist die permanente Schikane von Untergebenen durch Vorgesetzte. Staffing schließlich umschreibt das gegen einen bestimmten Vorgesetzten gerichtete Verhalten von Mitarbeitern, die versuchen, ihn aus seiner Position "herauszuekeln", seine Anordnungen missachten, ihn "hängen lassen", gegenüber der Geschäftsleitung verdächtigen, die Revision über angebliche Verstöße informieren.

Schikane oder Psychoterror am Arbeitsplatz ist ein lange Zeit unterschätztes Phänomen. Aufgrund von Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass etwa zwei Millionen Arbeitnehmer in Deutschland unter "Mobbing" leiden. Das Wort stammt aus dem Englischen und bedeutet "Anpöbeln" oder "Belästigen". Oft sind auch die Grenzen zwischen Mobbing und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz fließend. Sexuelle Anzüglichkeiten können gezielt eingesetzt werden, um Kolleginnen oder Kollegen zu verunsichern oder zu beleidigen. Die Erscheinungsformen des Mobbing sind vielfältig: Sie reichen vom "Stänkern" gegen Kollegen über Intrigen bis hin zu Beleidigungen und körperlicher Belästigung. Die unbegründete Ablehnung von Urlaubswünschen, bewusste Benachteiligung bei der Einteilung von Schicht- und anderen Arbeitszeiten durch Vorgesetzte kann ebenso dazu gehören wie die heimliche Vernichtung von Arbeitsergebnissen oder Arbeitsunterlagen der betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Auch Diskriminierung auf Grund von Hautfarbe, Religion, Herkunft oder körperlicher Gebrechen gehört in den Bereich des Mobbing.

Mobbing führt bei den Betroffenen häufig zu einem Verlust an Motivation und Arbeitsfähigkeit. Experten sind der Ansicht, dass allein dadurch der deutschen Wirtschaft jährlich ein Verlust von einigen Milliarden DM entsteht. Aber der durch Kollegen oder Vorgesetze ausgeübte Druck, Schikanen und beleidigendes Verhalten können auch Ursache körperlicher und seelischer Erkrankungen sein. Mobbing-Opfer leiden häufig unter Kopf- und Magenschmerzen. Auch Herzbeschwerden oder Depressionen treten zuweilen auf. Zudem sind entsprechend veranlagte Mobbing-Opfer suchtgefährdet. Vor allem verstärkter Alkoholgenuss während oder nach der Arbeit kann die Folge von Psychoterror durch Kollegen oder Vorgesetzte sein. Dies gilt aber auch für starkes Rauchen oder den Griff zu anderen Drogen und den Missbrauch von Medikamenten. Die Folgen des Missbrauchs können dann erneut Grund für Hänseleien und andere Angriffe sein. Experten sprechen daher bei Mobbing von einem "Teufelskreislauf, aus dem man nicht leicht entkommen kann".

Mobbing-Opfer konnten lange Zeit unternehmensintern kaum auf Hilfe hoffen, da das Problembewusstsein fehlte. Ihre Beschwerden stoßen auch heute selbst beim Betriebsrat oder Personalrat oft noch auf Unverständnis. In diesen Fällen ist innerbetrieblich kaum auf konkrete Hilfe zu hoffen. Doch es gibt außerhalb der Betriebe heute eine Reihe von Hilfsangeboten. Mobbing-Opfer können sich inzwischen an verschiedene Stellen wenden und auch von medizinischer Seite Verständnis und Hilfe erwarten.

So hat sich eine Klinik in Bad Lippspringe auf Mobbing spezialisiert. Sie bietet Opfern von Psychoterror eine so genannte Drei-Schritt-Therapie mit Entspannung, Gesprächsrunden und Rollenspielen. Weitere Hilfsangebote reichen von Selbsthilfegruppen über Beratung durch Auskunftsstellen und Therapeuten bis zum Mobbingtelefon. Allgemeinverständliche Literatur zu diesem Thema war angesichts des geringen Problembewusstseins lange Zeit knapp.

Der Kampf gegen Mobbing und Hilfe für die Betroffenen wird aber ebenso wie das Thema sexuelle Belästigung zunehmend von den Unternehmen als Problem und Managementaufgabe erkannt. Beides spielt bei der Mitarbeiterschulung eine zunehmende Rolle. Einzelne Unternehmen entwickeln Programme zur Verhinderung und Bekämpfung von Mobbing oder haben spezielle Vereinbarungen darüber mit dem Betriebsrat geschlossen.



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