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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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natürlicher, neutraler Realzins(satz)

Realer Kurzfristzins, der auf lange Sicht (d. h. über einen Zeitraum, in dem sich die Preise flexibel an von Zeit zu Zeit auftretende Schocks in der Wirtschaft anpassen können) mit potenzialgerechtem (bzw. nachhaltigem) Produktionswachstum und stabiler Geldentwertungsrate vereinbar ist. Konzept, das für die Geldpolitik der Zentralbank von Bedeutung sein kann. Allerdings kann nach Darstellung der EZB der natürliche Realzins ebenso wie die Produktionspotenzialhöhe nicht direkt beobachtet, sondern nur auf Basis bestimmter Annahmen geschätzt werden. Eine verstärkte Tendenz der privaten Haushalte, ihren Konsum vorzuziehen, erhöht den gleichgewichtigen Realzins bzw. führt zu Änderungen in der Zeitpräferenz der privaten Haushalte zu Schwankungen des natürlichen Realzinses. Für Unternehmen bedeutet schnelleres Produktivitätswachstum höhere Rentabilität ihrer Sachinvestitionen, was Investitionsnachfrage anregt. Damit ausreichende Ersparnisse für diese Nachfrage nach Investitionen zur Verfügung stehen, muss der natürliche Realzins steigen. Daneben existieren lt. EZB weitere Faktoren - z.B. Fiskalpolitik, Risikoprämien, institutioneller Rahmen der Finanzmärkte -, die den natürlichen Realzins gleichfalls bedeutsam beeinflussen können. Da es sich beim natürlichen Realzins um das Niveau des realen Zinssatzes handelt, bei dem die Inflation stabil ist und die wirtschaftliche Leistung dem Produktionspotenzial entspricht, kann lt. EZB, wenn die Inflationsrate in etwa dem vorgegebenen Ziel entspricht, mittel- bis langfristig davon ausgegangen werden, dass die Zentralbank den Realzins im Durchschnitt nahe beim natürlichen Zinssatz halten und die Produktionsentwicklung annähernd dem Potenzialwachstum entsprechen wird. Auf kurze Sicht kann die Wirtschaft jedoch Schocks ausgesetzt sein, die - wenn die Währungsbehörde diesen nicht entgegenwirkt - ein Risiko für die mittelfristige Preisstabilität darstellen können. Verfolgt eine Zentralbank stabilitätsorientierte Politik, so wird sie lt. EZB den von ihr bestimmten Zinssatz so lenken, dass die Auswirkungen derartiger Schocks auf die Preisentwicklung neutralisiert - oder zumind. abgefedert - werden; daher weichen die tatsächlichen Realzinsen häufig deutlich von den Messgrössen des natürlichen Zinses ab. Die Höhe des natürlichen Zinssatzes stellt daher lt. EZB eine theoretisch wichtige Referenzgrösse für die Geldpolitik dar, während in der Praxis auf Grund der strukturellen Probleme das Konzept des natürlichen Realzinses operational meist wenig zum geldpolitischen Entschei-dungsprozess der Zentralbank beiträgt.



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