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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Portfolioselection-Theorie und Bankaktivgeschäft

Zur Berücksichtigung der Ertragsrisiken im Aktivgeschäft der Bank wird versucht, die Portfolioselection-Theorie auf das Aktivgeschäft und hier spez. auf das Kredit- und Wertpapiergeschäft übergreifend sowie geschäftsbereichsspezifisch anzuwenden. Die Anwendung dieser Theorie zielt darauf ab, das Ertragsrisiko durch die systematische Streuung der Aktivapositionen und unter Berücksichtigung der Risikopräferenz der Bankunternehmensleitung zu begrenzen. Derartige systematische Streuung setzt voraus, dass die erwarteten Ertragszuflüsse der einzelnen Aktivapositionen sowie deren Korrelationen bekannt sind. Die Einsatzmöglichkeit für die Portfolioselection-Theorie muss jedoch selbst bei Einsatz moderner EDV-Anlagen angesichts des Datenbeschaffungs- und -Verarbeitungsaufwandes (Vielfalt von Geschäftsarten bei Universalbanken, Prognoseaufwand bei einzelnen Geschäften) realistisch eingeschätzt werden. Spez. im Bankbereich wird ein Einsatz zusätzlich erschwert. Bspw. ist der hohe volumens- und strukturbezogene Fremddeter-minierungsgrad des Kreditgeschäfts durch das Kundenverhalten, das indirekt auch den Anteil des Eigengeschäfts berührt, zu berücksichtigen. Zudem sind Dispositionsmöglichkeiten der Bank, z. B. bei veränderten Risikorahmenbedingungen, durch weitgehend fehlende Fungibili-tät der einzelnen Kredite begrenzt. Diese können grunds. nicht in erforderlichem Ausmass am Markt gehandelt werden, auch wenn jüngere Sekundärmarktentwicklungen dies begrenzt ermöglichen. Über die Anwendung der Portfolioselection-Theorie hinaus sind in der Theorie bereits frühzeitig Versuche unternommen worden, das Kreditgeschäft durch Risikoklassen zu steuern, die auf statistischen Verfahren basieren. So erfolgte im Firmenkunden-kreditgeschäft auf Grund statistischer Analyse der Jahresabschlüsse (Insolvenzprognose) die Ableitung von Risikoklassen, die den Grad der potenziellen Gefährdung des Kreditengagements repräsentieren sollen. Die Zuordnung des Engagements bzw. des Kunden zu einer Risikoklasse setzt die Auswahl von aussagefähigen Bonitätsmerkmalen und deren jeweilige Bewertung voraus. Im Privatkundengeschäft stehen traditionell die soziodemo-grafischen Merkmale bei der Bonitätseinstufung (Scoring-verfahren) im Vordergrund. Die Anwendung des Risikoklassenkonzepts fördert Standardisierung der dezentralen Entscheidungsmassstäbe für die Kreditvergabe (Rationalisierung, Kompetenzdelegation) und systematischere Steuerung des Risikos. Das Risikoklassenkonzept ermöglicht die Darstellung des Kreditrisikos für einzelne Kundengruppen und Teilregionen anhand gleicher Bewertungsmassstäbe. Damit kommt es auch einer praktischen Durchführung der Bonitätsrisikospaltung im Kreditbereich entgegen. Der Erfolg der Steuerung ist jedoch letztlich davon abhängig, inwieweit es gelingt, durch vorzeitige Kreditkündigung oder Ablehnung von Neukreditanträgen die Kreditstruktur zu verändern.



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