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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Analysten

Analysten sind Angehörige einer Berufsgruppe, die sich darauf spezialisiert haben, Aktien bestimmter Unternehmen oder Branchen zu beobachten. Dazu untersuchen sie regelmäßig die finanzielle Situation der Gesellschaften, ihre Marktstellung und die Qualität des Managements. Sie analysieren die Geschäftsstrategie und bewerten die Marktchancen von Produkten, die sich noch in der Entwicklung befinden. Durch regelmäßige Gespräche mit der Unternehmensleitung und bei Betriebsbesichtigungen verschaffen sie sich einen persönlichen Eindruck. Auf dieser Basis geben sie Empfehlungen ab, ob Anleger die Aktien der Gesellschaft kaufen, halten oder verkaufen sollten.

Analysten arbeiten vor allem bei oder im Auftrag von Banken, Versicherungen, Vermögensverwaltern oder Investmentfonds. Diese institutionellen Anleger sind nicht nur selbst Kapitalsammelstellen, die im Auftrag ihrer Kunden Milliardenbeträge an der Börse anlegen. Sie betreuen oft auch Kunden, die von ihnen Anlageempfehlungen erwarten. Außerdem veröffentlichen vor allem die Kreditinstitute zu PR-Zwecken immer wieder allgemeine Prognosen zur Börsenentwicklung und Empfehlungen zum Kauf oder Verkauf einzelner in- und ausländischer Werte. Sie publizieren Informationsbriefe für ihre Kunden, in denen sie Anlageempfehlungen geben. Sie müssen die Berater in den Wertpapierabteilungen mit allen relevanten Informationen versorgen, damit diese ihre Kunden sachkundig beraten können. Die Kreditinstitute müssen nicht zuletzt aber auch auf Anfragen von Journalisten fundierte Antworten zur Kursentwicklung geben können.

Deshalb unterhalten die meisten Banken, die Sparkassen und ihre Spitzen-Institute sowie Investmentfonds, Versicherungen und Broker eigene Analystenabteilungen. Deren Mitarbeiter spezialisieren sich wiederum auf bestimmte Länder, Regionen oder Branchen. Gelegentlich sind sie auch nur für einzelne, aber besonders wichtige Unternehmen zuständig. Viele börsennotierte Unternehmen laden die für sie zuständigen Beobachter auch von sich aus regelmäßig zu Analystengesprächen ein, um ihnen das Unternehmen und seine Leistungen aus ihrer Sicht darzustellen und Fragen zu beantworten. Die am Neuen Markt gelisteten Unternehmen sind dazu sogar verpflichtet.

Für börsennotierte Gesellschaften ist die Beurteilung durch die Analysten von großer Bedeutung, da die Kursentwicklung der jeweiligen Aktie und damit die Chance zu günstigen Bedingungen frisches Kapital über den Kapitalmarkt zu bekommen, nicht zuletzt von deren Empfehlungen abhängt. Unternehmen, die von den Analysten nicht beachtet werden, haben es meist schwer an der Börse, weil sie dadurch auch nur bei wenigen Anlegern auf Interesse stoßen. Manche ziehen daraus sogar durch ein Delisting die Konsequenz.Da sich nicht nur die großen Fonds, die Versicherungen und Banken und andere institutionelle Anleger, sondern auch ungezählte Aktionäre bei ihren Anlageentscheidungen von den Urteilen der Analysten stark beeinflussen lassen, haben deren Aussagen eine große Bedeutung für die Kursentwicklung. Sie wird allerdings dadurch relativiert, dass die einzelnen Analysten oft zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Eine Aktie, die von den Analysten einer Bank als "klarer Kauf" empfohlen wird, wird von anderen Kreditinstituten vielleicht nur mit "Halten" eingestuft oder gar zum Verkauf empfohlen. Ähnliches lässt sich beobachten, wenn die Fachleute der Kreditinstitute ihre Einschätzung der Märkte für die kommenden Monate kund tun. Da kann es sein, dass der Analyst der X-Bank für den DAX oder den Dow Jones zum Ende des Jahres einen neuen Index-Rekord prophezeit, während die Y-Bank einen kräftigen Rückschlag für wahrscheinlich hält und zu Gewinnmitnahmen rät.

Analysten sind auch nur Menschen

Analysten sind zwar Wertpapierspezialisten und beschäftigen sich in der Regel weit intensiver und sachkundiger mit den einzelnen Unternehmen, als dies ein privater Sparer tun kann. Der große Bedarf der institutionellen Anleger an derartigen Beobachtern hat aber dazu geführt, dass nicht immer nur Spitzenkräfte als Analysten arbeiten. Oft können sie sich wegen der Vielfalt ihrer Aufgaben auch nicht so intensiv mit einzelnen Unternehmen (und erst recht nicht mit jeder kleinen Aktiengesellschaft am Neuen Markt) beschäftigen, wie dies für ein fundiertes Urteil erforderlich wäre. Viele Unternehmen klagen über die oft noch recht jungen "Besserwisser", die zu ihren Analystengesprächen erscheinen und ihr Urteil gelegentlich auf sehr vordergründige Beobachtungen und Zahlen stützen. Selbst gute Gewinne könne zu negativen Analystenurteilen und heftigen Kursverlusten führen, wenn deren noch höher gespannten Erwartungen enttäuscht wurden (das sind dann oft Kaufgelegenheiten für antizyklisch eingestellte Börsianer). Anleger sollten sich deshalb nicht blind auf die Empfehlungen einzelner Analysten verlassen.



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