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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Bankbeziehungsarten von Unternehmen

Unterschiedliche Ansichten zu Wesen und aktueller Bedeutung des Relationshipbanking bzw. Hausbankprinzips in USA und Deutschland erklären sich vor allem aus unterschiedlichen Bedingungen und Strukturen: Historisch begründet wird das Hausbankprinzip, d. h. diejenige Bank, über die ein Unternehmen die laufenden Geschäfte abwickelt und die ihm Kredit einräumt, als typisch deutsche Institution klassifiziert und als solche als Reflex deutscher Kapitalmarkt- und Bankenstruktur: Insb. ein traditionell schwacher Kapitalmarkt für Wertpapiere, wesentlich bedingt durch ein von Krieg und Inflation gestörtes Klima für privates Anlagekapital, haben massgeblich beigetragen zur engen Bindung der Unternehmen an Banken, die traditionell die Finanzierung der Unternehmensinvestitionen übernahmen. Aber auch unternehmensseitig hat in der Vergangenheit häufig ausgeprägt fehlendes Interesse an finanzwirtschaftlichen Fragestellungen zu - im Vergleich zur angelsächsischen Bankwirtschaft - engen Beziehungen zur Bank geführt, als deren wesentliches Element das ausgeprägte Vertrauensverhältnis kennz. ist. Schliesslich hat auch das Universalbankprinzip in Deutschland die enge Beziehung der Unternehmenskundschaft zur Hausbank geprägt. Während in den USA -Vergleichbares gilt für die Bankensysteme u. a. in Grossbritannien, Frankreich, Japan - die Gesetzgebung institutionelle Trennung von Commercial- und Investmentbanking festschrieb und eine zersplitterte Bankenlandschaft schuf, was mehrere Bankverbindungen notwendig machte, forcierte in Deutschland die universale Struktur des Bankensystems, dass sich enge und oft exklusive Hausbankverbindungen etablierten, die allein zur Abwicklung anfallender Bankgeschäfte reichten. In Deutschland hat somit das Hausbankprinzip historisch bedingt anderen, stringenteren Charakter als das Relationshipbanking in USA, das auf Grund gegebener Strukturen eine ledigl. auf einer Hauptbankverbindung basierende besondere Vertrauensbeziehung zwischen Unternehmen und einer i. d. R. Commercialbank umschreibt. Dennoch sind auch für Deutschland inzwischen in jüngerer Zeit deutliche Modifikationen in der sehr engen Auffassung der Exklusivverbindung eingetreten: So besteht derzeit auch in Deutschland die Tendenz, das Prinzip »Hausbank« i. S. Hauptbankverbindung ohne eigentlichen Exklusivcharakter zu interpretieren, hinweisend auf eine weiterhin enge, auf Vertrauen basierende, jedoch weniger fest zementierte Beziehung zwischen Firmenkunde und Bank. Darüber hinaus vermittelt der Begr. Relationshipbanking - heutige Beziehungen zwischen Bank und Unternehmen wohl treffender charakterisierend - eine eher partnerschaftliche, beidseitig emanzipierte Beziehung, während der Begr. Hausbank zuweilen die Vorstellung des Beschützers und Aufsehers suggerieren mag, somit ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis des Unternehmens von der Bank, wie es faktisch nicht mehr stets gegeben ist. Blosse Orientierung an einzelnen Bankleistungen, einzelnen Geschäften ohne Einbeziehung sonstiger eine Bankverbindung kennz. Kriterien charakterisieren das Prinzip reines Transactional- oder Dealbasedbanking. Dagegen lässt explizite Ausrichtung an verschiedenen Leistungsund Qualitätsmerkmalen der Bankverbindung Neigung zur engeren Beziehung (Relationship) erkennen. Dabei offenbart sich zugleich der duale Charakter der Diskussion um die Pole Transactional- und Relationshipbanking: Einerseits wird hier eine quantitative Dimension angesprochen, die massgeblich abstellt auf die Anzahl der Bankverbindungen: Transactionalbanking lässt sich demnach durch eine Vielzahl von Bankverbindungen charakterisieren. Andererseits wird eine qualitative Dimension deutlich, die auf die grunds. Einstellung zur und damit Intensität der Bankverbindung im Einzelnen verweist. So wird Relationshipbanking vom Grundsatz her durch eine vor allem am Gesamtbild der Bank orientierte Sichtweise geprägt; sie ist weniger nur auf Kompetenz in einzelnen Leistungsbereichen ausgerichtet, sondern orientiert sich an verschiedensten Qualitäten der Bank insg.: Leistungs- fähigkeit, Know-how, Standing usw. Ansonsten ist meist eher grosse Kontinuität der Beibehaltung von Hauptbankverbindungen zu konstatieren, damit ist eine Determinante der Gestaltung der Bankbeziehungen offenbar auch deren Tradition.



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