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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Shareholder Value

Shareholder Value lässt sich als "Aktionärsvermögen" übersetzen. Hinter diesem Konzept verbirgt sich ein Managementprinzip, das die Unternehmenspolitik primär auf die Steigerung des Gesamtwerts eines Unternehmens ausrichtet. Der Wert des Unternehmens wird dabei in erster Linie aus der Sicht der Anteilseigner betrachtet. Für den Anteilseigner zeigt sich der Erfolg der Geschäftsführung in der Höhe der Dividendenausschüttungen und der Kursentwicklung der Aktien.

Der Grundgedanke des Shareholder-Value-Konzepts geht davon aus, dass das Management eines Unternehmens in erster Linie den Eigentümern des Unternehmens verantwortlich ist und diese primär an einem steigenden Wert ihres Eigentums interessiert sind. Somit ist die wichtigste Aufgabe des Managements, den Gesamtwert des Unternehmens und damit das Aktionärsvermögen zu steigern. Für die Anteilseigner des Unternehmens zeigen sich diese Bemühungen in der Entwicklung des Marktwerts, also zum Beispiel des Börsenkurs beziehungsweise der Börsenkapitalisierung sowie den jährlichen Gewinnausschüttungen des Unternehmens. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Erhöhung des Marktwerts des Unternehmens. Dieser lässt sich bei Aktiengesellschaften am Kurswert der gehandelten Aktien erkennen. Eine Steigerung des Marktwertes spiegelt sich für den Aktionär in Kurssteigerungen der Aktie wider. Bei Unternehmen in anderen Rechtsformen ist der Marktwert schwieriger zu erkennen.

Das Shareholder-Value-Konzept bedeutet in der Praxis eine deutliche Ausrichtung der Unternehmenspolitik auf die Interessen der Anteilseigner. Diese einseitige Sichtweise wird oft kritisiert, da sie die Interessen der Arbeitnehmer und des Staates beziehungsweise der Gesellschaft außer acht lasse. Die Verfechter des Shareholder Value argumentieren allerdings, dass eine Unternehmenspolitik, die auf eine maximale Steigerung des Unternehmenswerts ausgerichtet ist, letztlich auch den Arbeitnehmern und dem Staat dient, da sie sichere und attraktive Arbeitsplätze schafft. Zwar würden bei einer solchen Politik unrentable Arbeitsplätze abgebaut, was einen Verlust von Beschäftigungsmöglichkeiten bedeute. Langfristig würde ein nach dem Shareholder-Value-Prinzip geführtes Unternehmen aber im Wettbewerb bestehen können und dadurch sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze bieten.

Die Unternehmensführung nach dem Shareholder-Value-Konzept verlangt von der Geschäftsführung, dass diese ständig überprüft, ob in den einzelnen Unternehmensbereichen Werte geschaffen oder vernichtet werden. So kann es sein, dass ein Geschäftsbereich zwar Gewinne erzielt, diese Gewinne sogar absolut durch zusätzliche Investitionen gesteigert werden könnten, trotzdem aber eine Vernichtung von Unternehmenswerten stattfindet, da die erwirtschafteten Zusatzerträge unter den Kosten der Investitionen liegen. Ein Unternehmen, das Gewinne erzielt, kann also trotzdem an Wert verlieren, weil das Kapital nicht optimal genutzt wird.

Ein wichtiger Aspekt des Shareholder-Value-Konzepts ist die Prüfung, ob einzelne Geschäftsbereiche in dem betrachteten Unternehmen optimal geführt beziehungsweise genutzt werden oder ob es vielleicht andere Unternehmen oder Eigentümer geben könnte, die aus diesem Bereich eine höhere Wertschöpfung erwirtschaften könnten. Das Shareholder-Value-Konzept verlangt also vom Management, auch solche Geschäftsbereiche zu verkaufen, die zwar Gewinne erzielen, aber unter dem Dach eines anderen Unternehmens noch rentabler geführt werden könnten. Solche Unternehmensteile lassen sich in der Regel zu einem hohen Preis veräußern. Die erzielten Mittel können rentabler in anderen Bereichen des Unternehmens investiert werden.

Die Bedeutung des Shareholder Value zeigt sich deutlich in der großen Zahl von Firmenübernahmen in den USA. Dabei machen sich Spezialisten gezielt auf die Suche nach Unternehmen, deren Wert durch geeignete Maßnahmen deutlich gesteigert werden könnte. Diese Unternehmen werden dann meist in Form eines Leveraged Buy-Out übernommen. Das bedeutet: Das gesamte Unternehmen wird neu organisiert, einige Teile verkauft und so der Wert des Unternehmens gesteigert. Bei Unternehmen, die konsequent nach dem Shareholder-Value-Prinzip geführt werden, wäre eine solche Transaktion sinnlos, da diese vom Markt schon mit dem maximal zu realisierenden Wert bewertet werden. Eine Reorganisation, ein Zerschlagen und Teilverkauf würde zu keiner zusätzlichen Wertsteigerung führen.

Der theoretische Wert eines Unternehmens nach dem Konzept des Shareholder Values leitet sich aus der diskontierten Summe des zukünftigen freien Cash-Flow ab, also jenem Teil, der nach Abzug der Mittel für Ersatz- oder Neu-Investitionen übrig bleibt. Die möglichst genaue Ermittlung des künftigen freien Cash-Flow erfordert allerdings anspruchsvolle mathematische Verfahren. Die Berechnung des freien Cash-Flows erfolgt dabei meist mit Hilfe von Schätzverfahren. Die Verwendung von Zukunftsgrößen hat den Vorteil, dass kurzfristige, betriebswirtschaftlich unsinnige Maßnahmen zur Gewinnsteigerung keine Vorteile bringen. Denn dadurch würde nur der künftige Cash-Flow reduziert. Das Shareholder-Value-Prinzip ist daher ein langfristig orientiertes Managementkonzept.

Der shareholder Value beschreibt den Unternehmenswert im Sinne des Marktwertes des Eigenkapitals. Das shareholder Value-Konzept ist eine Unternehmensstrategie, bei der in einem börsennotierten Unternehmen Maßnahmen im Vordergrund stehen, die dazu dienen, den Anteilseignernutzen zu erhöhen bzw. den Unternehmenswert im Sinne des Marktwertes des Eigenkapitals und damit das Aktionärsvermögen zu steigern. Der Unternehmenswert ist dabei aber nicht der Gewinn, sondern die künftigen Zahlungsströme des Unternehmens.



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