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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Cash-Flow

Der Cash-Flow ist eine Kennzahl, die Auskunft über die Finanzkraft eines Unternehmens gibt. Die Höhe des Cash-Flows zeigt, inwieweit das Unternehmen Investitionen, Kredittilgungen und Gewinnausschüttungen aus selbst erwirtschafteten Mitteln, also ohne Hilfe von außen, vornehmen kann. Der Cash-Flow ist somit ein Maßstab dafür, wie viel Geld das Unternehmen innerhalb einer bestimmten Zeitperiode erwirtschaftet hat.

Der Cash-Flow gehört zu den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen bei einer Unternehmensbewertung. Banken, Investoren, aber auch das Unternehmensmanagement selbst verwenden den Cash-Flow, um sich ein Bild über die Finanzkraft des Unternehmens zu machen.

Der Cash-Flow ist deshalb auch ein zentrales Kriterium bei der Finanzierung eines Management-Buy-Out und bei einer Projektfinanzierung. Aufgrund seiner Wichtigkeit bei der Bewertung der finanziellen Lage des jeweiligen Unternehmens wird der Cash-Flow in den Geschäftsberichten vieler Gesellschaften angegeben und spielt auch bei der Unternehmensberichterstattung der Wirtschaftspresse eine Rolle. Hierbei besteht aber für den Betrachter oftmals das Problem, dass die Art der Berechnung nicht oder nur sehr schwer nachvollziehbar ist.

Man unterscheidet den Cash-Flow im engeren Sinne und den Cash-Flow im weiteren Sinne.

1. Der Cash-Flow im engeren Sinne

Der Cash-Flow im engeren Sinne gibt Auskunft über die Höhe der Finanzierung eines Unternehmens aus den Umsatzerlösen. Dies ist der Betrag, der dem Unternehmen über die reine Aufwandsdeckung hinaus zur Finanzierung von Investitionen, Gewinnausschüttungen und Schuldentilgungen zur Verfügung steht. Der Cash-Flow im engeren Sinne zeigt an, in wieweit sich das Unternehmen aus eigenen Mitteln finanzieren kann, also ohne Zuflüsse von außen in Form von Krediten oder zusätzlichem Eigenkapital.

2. Cash-Flow im weiteren Sinne

Der Cash-Flow im weiteren Sinne erfasst nicht nur die Mittel aus der Selbstfinanzierung des Unternehmens (siehe oben) sondern auch Fremdkapital, das bis zu ihrer Inanspruchnahme zur Finanzierung andere Dinge verwendet werden kann. Ein Beispiel für solche Fremdmittel sind die so genannten Pensionsrückstellungen, die von dem Unternehmen zur Zahlung von Pensionsansprüchen von altersbedingt ausscheidenden Mitarbeiter zurückgestellt werden. Da die Mittel aber erst bei Pensionierung der jeweiligen Angestellten und Arbeiter benötigt werden, können sie zur Finanzierung andere Aufgaben verwendet werden. Der Grundgedanke bei der Ermittlung des Cash-Flow im weiteren Sinne ist, dass die gesamten Geldzuflüssen, die dem Unternehmen in einer Periode zur Verfügung stehen, erfaßt werden. Damit hat man bei dieser Cash-Flow-Berechnung alle Geldmittel ermittelt, die dem Unternehme für Investitionen oder Schuldentilgung zur Verfügung stehen. Dabei wird keine Rücksicht darauf genommen, ob es Eigen- oder Fremdmittel sind.

Die Berechnung des Cash-Flow im weiteren Sinne kann direkt - also ausgehend von den Umsatzerlösen - oder indirekt aus Rückrechnung aus dem Jahresergebnis vorgenommen werden.

Man muss bei der Betrachtung des Cash-Flows immer berücksichtigen, dass die errechneten Mittel zu dem Zeitpunkt der Ermittlung nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Gelder sind im Laufe der Berechnungsperiode bereits teilweise verausgabt worden. So könnten beispielsweise Teile des Cash-Flow für Ersatzinvestitionen verwendet worden sein. Die Cash-Flow-Analyse gibt also lediglich an, wie viel Mittel dem Unternehmen in der vergangenen Periode insgesamt zur Finanzierung von Investitionen, Schuldentilgung und Gewinnausschüttung zur Verfügung gestanden haben. Die Kennzahl spiegelt also nicht den gegenwärtigen finanziellen Status wider.

Der Cash-Flow wird zudem zur Berechnung von Rentabilitätskennzahlen verwendet. Beispiele hierfür sind, die Eigenkapitalrentabilität, die Gesamtkapitalrentabilität und die Umsatzrentabilität. Auch der dynamische Verschuldungsgrad wird auf Basis des Cash-Flow berechnet.

Der Cash Flow gibt den Innenfinanzierungsspielraum an, den das Unternehmen in der vergangenen Periode erwirtschaftet hat bzw. in der Planperiode erwirtschaften wird.

Durch die Prognose des Cash Flow aus der vergangenen Entwicklung kann man Schlüsse ziehen, inwieweit das Unternehmen in der Lage sein wird, die zum Wachstum notwendigen Sachinvestitionen aus selbsterwirtschafteten Mitteln zu tätigen, wichtige Forschungsprojekte auf diese Weise zu finanzieren und eine kontinuierliche Dividendenpolitik beizubehalten.

Insgesamt kann der Cash Flow herangezogen werden für Investitionen, zur Schuldentilgung und zur Gewinnausschüttung.

Die Definition des Cash Flow ist nicht einheitlich in der Literatur festgelegt. Die gebräuchlichste Definition ist wie folgt:


Jahresüberschuss bzw. Jahresfehlbetrag
+ Abschreibungen
- Zuschreibungen (zugunsten des Ergebnisses)
+ Erhöhungen von langfristigen Rückstellungen
- Verminderungen von langfristigen Rückstellungen
_________________________________________________
= Cash Flow


Je nach dem Verwendungszweck und Aussagezweck läßt sich der Cash Flow modifizieren. So kann er z.B. um die neutralen und außerordentlichen Aufwendungen bereinigt werden. Man ermittelt dabei den ordentlichen und betrieblich bedingten Cash Flow.

Weiters kann der oben genannte Cash Flow durch Gewinnausschüttung vermindert werden. Dies empfiehlt sich immer dann, wenn der Cash Flow zur Beurteilung der Liquidität verwendet wird. Eine weitere Version des Cash Flow ist dann gegeben, wenn die ertragsabhängigen Steuern zugeschlagen werden. Man spricht dann vom Brutto-Cash-Flow. Diese Cash-Flow-Zahl ist dann bereinigt von einer unterschiedlichen Ausschüttungspolitik der Unternehmen, die man im Vergleich hinsichtlich ihrer Ertragskraft darstellen will.

Die Kennzahl: Cash Flow dividiert durch Nettoinvestitionen gibt z.B. an, inwieweit die Nettoinvestitionen durch selbsterwirtschaftete Mittel gedeckt sind. Auch kann der Cash Flow als Indikator der Verschuldungsfähigkeit herangezogen werden, da Verbindlichkeiten letztlich nur aus selbsterwirtschafteten Mitteln getilgt werden können.

Hierzu dient folgende Kennzahl der Verschuldungsfähigkeit: Cash-flow dividiert durch Nettoverschuldung. Die Nettoverschuldung entspricht dabei den kurz- und mittelfristigen Schulden abzüglich der liquiden Mittel. Man kann aber auch folgende Kennzahl bilden: Cash-flow dividiert durch Nettogesamtschulden. Die Nettogesamtschulden ergeben sich aus den Gesamtschulden abzüglich der liquiden Mittel.

Als weitere Kennzahl kann auch herangezogen werden: Cash-flow dividiert durch Effektivverschuldung. Die Effektivverschuldung ergibt sich aus: langfristige Schulden plus kurz- und mittelfristige Fremdmittel minus (monetäres Umlaufvermögen minus Warenforderungen soweit längerfristig als ein Jahr).

Die Bedeutung, die die Praxis dem Cash Flow als Indikator der Verschuldungsfähigkeit beimißt, ist sehr groß.

In der Bilanz-, Unternehmens- und Aktienanalyse verwendete Bilanzkennzahl zur Beurteilung der Finanz- und Ertragskraft eines Unternehmens. Der Cash Flow wird berechnet aus dem Jahresüberschuss zuzüglich der Abschreibungen, Veränderungen der langfristigen Rückstellungen sowie Steuern vom Ertrag und vom Einkommen.

liquide Mittel, Einzahlungsüberschuss der Rechnungsperiode. Kennzahl zur Beurteilung der Finanzkraft, insbes. des Innenfinanzierungsspielraums. Als Kennzahl wird oft auch der cash flow in % des Gesamtkapitals verwendet.



Berechnet wird der Cash Flow z.B. mit folgendem Verfahren:




Verfahren zur Ermittlung des Cash Flow
 

Jahresüberschuss

 
+

nicht auszahlungswirksamer Aufwand

z.B. Abschreibungen, Bildung von Rücklagen, Pensionsrückstellungen

-

nicht einzahlungswirksame Erträge

z.B. Auflösung stiller Reserven
= Cash Flow  
Kennzahl zur Beurteilung der Finanzkraft, Liquidität eines Unternehmens. Cash Flow-Kennzahlen in Planungsrechnungen liefern u. a. Hinweise für die Liquiditätsplanung. Ist der notwendige Kapitalbedarf größer als der Cash Flow eines Planungszeitraums, so muss die Differenz durch Außenfinanzierung und/oder Vermögensauflösung finanziert werden. Der Abfluss des Zahlungsstroms aus einem Unternehmen (negativer Cash Flow) wird als Cash Loss bzw. Cash Drain bezeichnet. Es gibt grundsätzlich zwei Verfahren zur Ermittlung des Cash Flow-Wertes. Bei der direkten Methode werden alle auszahlungswirksamen Aufwendungen von den einzahlungswirksamen Erträgen abgezogen. Die indirekte Methode ist wegen der leichter zugänglichen Daten die gebräuchlichste Form. Es wird der bilanzielle Erfolg, der Gewinn vor Steuern herangezogen und Aufwendungen, wie beispielsweise Abschreibungen oder Erhöhungen der langfristigen Rückstellungen addiert. Einnahme neutrale Erträge hingegen wie Zuschreibungen und außerordentliche Erträge werden subtrahiert.



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