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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Gold

Das Edelmetall Gold hat von jeher das Interesse des Menschen geweckt, hatte und hat teilweise sogar noch kultische Bedeutung (Fetisch-Charakter des Goldes) und ist vielfach mystifiziert worden. In seinem Buch »Gold und Geld in der Weltgeschichte« schreibt Pierre Vilar: »Die Edelmetalle haben, bevor sie Zahlungsmittel werden, eine Prestige- und Schatzfunktion zu erfüllen.« Vilar zitiert aus einem Aufsatz von Fernand Braudel von 1946, der schrieb, daß »die Weltgeschichte ihren Rhythmus nach dem Taktstock der märchenhaften Metalle« erhalte (gemeint sind Gold und Silber). Seine Funktionen in der Geldwirtschaft hat das Gold allerdings in letzter Zeit stetig verloren. Die frühere enorme Bedeutung des Goldes in den Währungsordnungen und als Anlageobjekt ist längst verschwunden. Mitunter nutzen Anleger Gold heute noch, wenn sie aus Angst vor einem Verlust der Geldwertstablilität in Sachwerte fliehen. Eigentlich ist Gold jedoch keine sinnvolle Alternative gegenüber anderen Anlageobjekten mehr.

Das lateinische Wort für Gold ist »aurum«, daher ist das chemische Zeichen für das Edelmetall »Au«. Im französischen Wort für Gold »or« ist der Bezug zum lateinischen Ursprung deutlich erkennbar. Im vom römischen Kaiser Augustus (Octavianus Augustus, geb. in Rom am 23.09.63 vor Chr., gest. in Nola am 19.08.14 n. Chr., Kaiser 27 vor bis 14 nach Chr.) eingeführten Münzsystem heißen die Goldmünzen Aureas. Das deutsche Wort »Gold« hingegen ist germanischen Ursprungs und mit dem Wort »gelb« sprachverwandt, denn schließlich handelt es sich beim Gold um ein gelbglänzendes Metall.

In der Münzproduktion ist das Gold praktisch bedeutungslos geworden (Goldwährung); Ausnahmen bilden höchstens noch Gedenkmünzen. Hauptabnehmer ist mittlerweile die Schmuckindustrie, so daß man nach einer langen historischen Phase, in der das Gold als Zahlungsmittel eine wichtige, wenn auch immer wieder schwankende Rolle spielte, von einer massiven Rückkehr zur oben genannten »Prestige- und Schatzfunktion« sprechen kann, die das Gold im übrigen natürlich nie verloren hat. Auch in anderen Industrien spielt Gold als Rohstoff eine Rolle, beispielsweise in der Elektroindustrie, in der Medizin und der Medizintechnik, in der Luft- und in der Raumfahrt. Trotz der Nachfrage in diesen Bereichen gibt es einen anhaltenden Angebotsüberschuß beim Gold. Der Grund dafür liegt darin, daß die Goldreserven der Zentralbanken ihre Funktion für eine stabile Währung weitgehend verloren haben und von vielen Banken veräußert werden. Die Goldverkäufe dienen auch oftmals der Konsolidierung der Staatsfinanzen. Dieser Trend wird wohl noch Jahre anhalten. Eine Erhöhung des Goldpreises, der die Geldanlage in Gold attraktiv machen würde, ist auf längere Sicht kaum zu erwarten.

Die Jahresfördermenge an Gold schwankt um die 2.000 Tonnen. Der weltgrößte Goldproduzent ist Südafrika. Die USA, Australien und Rußland folgen auf den nächsten Rängen. erfüllt eine güterwirtschaftliche und eine monetäre Funktion. Es wird dank einer Reihe von Eigenschaften (Reinheit, Formbarkeit, Geschmeidigkeit, Teilbarkeit, Schwere) vielfältigen kunstgewerblichen, technischen, medizinischen u.ä. Zwecken zugeführt. Die kunstgewerbliche Nutzung entspringt nicht allein ästhetischen Bedürfnissen, sondern auch dem Wunsch der Wertaufbewahrung. In dieser Funktion als Anlagemedium steht Gold bereits in monetären Diensten. Sie verlieh dem Gold im Laufe der Zeit eine Qualität eigener Art und überlagert wohl immer noch (lange nach dem Entschwinden des Goldstandards, der das gelbe Metall auf den Zenit seiner Geltung geführt hatte) alle anderen Funktionen: Gold war bis zu Beginn der 70er Jahre weitgehend unangefochten internationales Reservemedium (Währungsreserven), Paritätsmaßstab und Mittel des Zahlungsbilanzausgleichs auf der Ebene der Währungsbehörden. In sämtlichen genannten monetären Eigenschaften behauptet Gold diesen angestammten Platz nicht mehr, steht aber nach wie vor im Ruf einer äußersten währungspolitischen Rückzugslinie im Krisenfall, so dass es seine monetäre Rolle noch nicht ausgespielt hat. Als Währungsmetall genoss Gold (von kurzen Episoden abgesehen) den Vorzug, knapp, doch nicht zu selten zu sein, um als währungspolitische Bezugsgröße in Betracht zu kommen. Es bewährte sich damit als gleichsam natürliches Regulativ der Währungssicherung. Gegenwärtig aber hält man die Abhängigkeit vom Gold bei der Währungssteuerung prinzipiell für unzeitgemäß. Eine auf Gold gegründete internationale währungspolitische Zusammenarbeit leidet unter der Ausgangshypothek der extrem ungleichen Verteilung der Goldbestände. Es erscheint ferner unrationell, die Entwicklung der internationalen Liquidität an das Schicksal eines Gutes zu binden, das unter beträchtlichen Kosten aus beschränkten natürlichen Vorkommen durch wenige Produktionsländer angeboten wird, dessen Aufbewahrung kostspielig ist und dessen Bereitstellung für die Währungsreserven von den Zufälligkeiten der privaten Absorption mitbeeinfiußt wird (Goldmarkt). Die Eignung des Goldes als Reservemedium hat überdies entscheidende Einbuße dadurch erlitten, dass seine Verwendbarkeit in Frage gestellt ist, seit das US-Schatzamt, wie in der Erklärung von Präsident NIXON vom 15.8.1971 festgestellt, die Konvertibilität des Dollars in Gold nicht mehr garantiert. Die in den Währungsreserven ausgewiesenen (durch Restitutionen des Internationalen Währungsfonds und Goldpreiserhöhungen erheblich gestiegenen) Werte der Goldbestände sind also wenig aussagekräftig. Im Rahmen des Internationalen Währungsfonds wurde aus den genannten Gründen mit den Sonderziehungsrechten (SZR) der Versuch eines Neubeginns auf substantiell veränderter Grundlage unternommen. Ein weiterer Schritt in dieselbe Richtung wurde mit den Grundsätzen des Interim-Ausschusses vom 11.6.1975 getan. Darin ist das Ziel einer Reduzierung der monetären Rolle des Goldes explizit festgehalten: Die Abschaffung des offiziellen Goldpreises, die Aufhebung der Goldeinzahlungspflicht beim Internationalen Währungsfonds (IWF), Verkäufe und Restitutionen aus den Beständen des IWF, Begrenzung der übrigen offiziellen Goldbestände und Vermeidung der Entstehung eines neuen offiziellen Goldpreises. Die Zehnergruppe, Portugal und die Schweiz faßten im August 1975 einen unterstützenden Beschluß, der bis Januar 1978 in Kraft blieb. Sein Auslaufen hat den Goldmarkt nicht merklich berührt, was für fortgesetzte Abstinenz der Währungsbehörden spricht. Mit Wirksamwerden der 2. Änderung des IWF-Abkommens am 1.4.1978 ist es den Zentralbanken definitiv freigestellt, Gold zu einem Preis über 35 SZR per Unze zu kaufen und zu verkaufen. Weder IWF noch Mitglieder sind seither gezwungen, den Goldpreis zu beeinflussen: Gold ist, soweit es die IWF-Statuten angeht, vollkommen »demonetisiert«. Alle bisherigen Vorhaben und Maßnahmen sind freilich durch das weltweite Mißtrauen in die Stabilität währungspolitischer Ordnungen und durch verbreitete Desintegrationstendenzen belastet, so dass vielerorts ein, wenn auch meist nicht artikulierter, Rückhalt in Gold weiterhin geschätzt wird. Trotz wiederholter Verkäufe besitzt sogar der IWF immer noch erhebliche Vermögenswerte in Gold (1998 über 103 Mio. Unzen), desgleichen trennen sich die nationalen Zentralbanken nur zögerlich von ihren Goldreserven (1996: 880,5 Mio. Unzen, darunter Industrieländer: 82%). Doch immerhin ist der Goldanteil an den Währungsreserven aller IWF-Mitgliedsländer von rd. 30% Anfang der 90er Jahre auf 14% (1998) geschmolzen, bedingt v.a. durch die Reservepolitik der Industrieländer. Durch Einbringung eines Teils der Goldbestände der Vertragsparteien des Europäischen Währungssystems (EWS) in den Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit (1979) und nunmehr durch die Aufrüstung der am 1.6.1998 gegründeten Europäischen Zentralbank aus den Goldreserven der Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion hat das gelbe Metall auch in der Alten Welt einen Schimmer von währungspolitischem Glanz bewahrt. F.G. Literatur: Wiseley, W. (1977). Veit, O. (1969). Wolff, S. (1967). Beyemann, E. (1964)



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