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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Innovationen, ökologische

1. Die ökologische Relevanz betrieblicher Innovationsakti v itäten Der Begriff Innovation stammt aus dem Lateinischen und umfaßt Neuerungen, Neueinführung, Erneuerung oder die Neuheit selbst. In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Definitionen, die jeweils verschiedene Teilaspekte von Innovationen hervorheben bzw. isoliert als Innovation bezeichnen und somit ein breites Spektrum an Bedeutungen schaffen. Um zu klären, was Innovation ist, muß man zunächst die Betrachtungsperspektive festlegen. Maßgeblich ist nicht die objektive Innovation im Sinne einer (Welt-)Neuheit, sondern die Erstmaligkeit für das innovierende Subjekt. Das kann eine einzelne Person, ein Unternehmen, eine Branche, eine Volkswirtschaft oder die gesamte Menschheit (in diesem Fall handelt es sich um eine objektive Innovation) sein. Im betriebswirtschaftlichen Kontext ist das Unternehmen Orientierungsrahmen für die Bestimmung von Innovationen. In systemtheoretischer Sicht sind Unternehmen offene sozio-technische Systeme. Systemelemente sind dabei im Kern die Produktionsfaktoren Personal sowie Betriebsmittel, die über formelle und informelle organisatorische Strukturen und Prozesse (Beziehungen) verknüpft sind. Innerhalb von Unternehmen vollzieht sich ein Transformationsprozeß, durch den ein Input bestehend aus Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Vorprodukten in Output, d. h. in Sach- und Dienstleistungen sowie ggf. Abfälle und Emissionen umgewandelt wird. Über In- bzw. Output-Beziehungen ist das Unternehmen in eine Wertschöpfungskette aus vorgelagerten Zulieferern und nachgelagerten Abnehmern eingebunden. Weitere Beziehungen bestehen zu nebengelagerten Akteuren wie Dienstleistem (z. B. Banken), Behörden, Wettbewerbern, etc. Innovationsobjekte können alle Elemente einer Unternehmung (Sach- und Dienstleistungen, Personal, Betriebsmittel) sowie die organisatorischen Beziehungen im Unternehmen und zum Unternehmensumfeld (Lieferanten, Kunden, Wettbewerber) sein. Innovation bedeutet dann die Veränderung einzelner oder mehrerer dieser Objekte, wobei letzteres aufgrund der vorhandenen Interdependenzen zwischen den Innovationsobjekten der Regelfall ist. Beispielweise bringt die Einführung neuer Produkte veränderte Produktionsverfahren mit sich oder Verfahrensinnovationen erfordern Änderungen im Kompetenzprofil der Mitarbeiter oder in der Organisationsstruktur und bewirken somit Sozialinnovationen. Änderungen im System Unternehmung ziehen in der Regel Änderungen an den Schnittstellen zum Umfeld nach sich, z. B. in Form neuer Zulieferbeziehungen oder neuer Absatzmärkte. Die Auswirkungen von Innovationen machen also selten an den Unternehmensgrenzen halt, sondern führen zu Verschiebungen innerhalb der Wertschöpfungskette. Ergebnis des Innovierens ist eine neue Systemstruktur mit neuen oder modifizierten Elementen und Beziehungen. Die Art der Veränderung kann dabei variieren von der „Modifikation“ oder dem „Hinzufügen“ einzelner Elemente und Beziehungen bis hin zu deren „Wegfall“. Beispielsweise führt die Implementation einer vollautomatischen Verpackungsmaschine (Hinzufügen einer Prozeßinnovation) zum Abbau von Arbeitskräften (Wegfall) und zur Neuorganisation bestehender Strukturen und Abläufe (Modifikation der unternehmensinternen Beziehungen). Der ökologische Bezug einer Innovation ergibt sich aus ihren vielfältigen Austauschbeziehungen zur Umwelt. Dazu gehören auf der Inputseite die Abhängigkeit von den direkt und über Vorprodukte indirekt verwendeten Ressourcen und auf der Outputseite sowohl die durch den betrieblichen Transformationsprozeß anfallenden Emissionen und Abfälle als auch die beim Ge- bzw. Verbrauch und der -Entsorgung auftretenden Umweltbe- und -entlastungen. Innovationen sind also mit positiven und/oder negativen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden. Im Falle positiver Umweltauswirkungen spricht man auch von ökologischen Innovationen. In der wissenschaftlichen Literatur wird häufiger der Begriff Umwelttechnik verwendet, wobei sich die Forschungsarbeiten auf die Innovationsobjekte Produkte und Verfahren beschränken, d. h. mit Umwelttechnik bzw. ökologischen Innovationen werden alle Verfahren und Produkte bezeichnet, die zu umweltentlastenden und/oder ressourcensparenden Effekten führen. Tiefergehende Zuordnungen erfolgen nach Objektbereichen wie Luftreinhaltung, Gewässerschutz und Abwasserbehandlung, Lärmschutz, Bodenschutz etc., nach Funktionsbereichen wie nachsorgender, kompensatorischer, vorsorgender -Umweltschutz und Umweltbeobachtung sowie einer Kombination beider Gliederungsmöglichkeiten. Besonderes Augenmerk wird der Entwicklung der Umwelttechnik von der derzeit in der Praxis vorherrschenden additiven (auch nachgeschaltete oder „end of pipe“) Umwelttechnik zur integrierten Umwelttechnik geschenkt. Zu den additiven Umwelttechniken zählen Produkte und Verfahren, die - am Output des Produktionsprozesses ansetzend - bereits entstandene Umweltbelastungen reduzieren (z. B. Filter, Kläranlagen). Da mit dieser Art ökologischer Innovationen aufgrund ihres Reparaturcharakters jedoch zusätzlicher Ressourcenverbrauch sowie lediglich Verlagerungen von Umweltbelastungen in andere Umweltmedien verbunden sind, stehen additive Umwelttechniken in der Kritik. Diese Nachteile versucht man durch produkt- und produktionsintegrierte Umwelttechnik zu überwinden. Ansatzpunkte integrierter ökologischer Innovationen sind die ressourcensparende und umweltentlastende Veränderung des Inputs (z. B. Verringerung des Rohstoffeinsatzes, Substitution umweltgefährdender Hilfsstoffe), der Produktionsverfahren (z. B. Einsatz von Maschinen mit geringem Energiebedarf und/oder niedrigem Schadstoffausstoß, Einsatz abfall- und abwasserarmer/-freier Produktionsprozesse), der Produkte (z. B. Entwicklung von Produkten mit hoher Lebensdauer, Reparatur-, Demontage- und Recyclingfreundlichkeit) und - bei Ausweitung des Betrachtungsfeldes - der organisatorischen Beziehungen (z. B. Optimierung von Logistiksystemen, Aufbau von Rücknahme- und Verwertungssystemen). Additive und integrierte Umwelttechnik sind jedoch keine sich gegenseitig ausschließenden Techniken. Zum einen haben additive ökologische Innovationen dort ihre Einsatzberechtigung, wo integrierte Umwelttechniken nicht vorhanden oder mit erheblichen Nachteilen verbunden sind und wo verbleibende, irreversibel veränderte Stoffanteile aufgefangen werden müssen. Zum anderen ist in der Praxis die ökologische Optimierung von Produkten oder Produktionsprozessen häufig erst durch die Kombination beider Umwelttechnikarten möglich. Diese in ökologischer Sicht positiven Veränderungen der Austauschbeziehungen zwischen Unternehmung und Umwelt sind traditionell jedoch nicht primäres Ziel betrieblicher Innovationsaktivitäten. Dies wird in empirischen Untersuchungen bestätigt. Hauptziele sind demnach die Steigerung von Absatz und Flexibilität, die Senkung der Lohnkosten und die Verbesserung der Produktqualität; die Verminderung der Umweltbelastungen spielt eine vergleichsweise untergeordnete Rolle im Zielbündel unternehmerischer Innovationsaktivitäten. Trotzdem treten - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - umweltentlastende und/oder ressourcensparende Effekte als „Nebeneffekte“ von Innovationen auf. So sind seit Jahrzehnten mit Prozeßinnovationen aufgrund ihres Rationalisierungscharakters häufig Einsparungen im Material- und Energiebereich verbunden. Für Produktinnovationen wurde schon immer aus ökonomischen Gründen versucht, den Roh- / Hilfsstoff- und Energiebedarf kontinuierlich zu senken. Dies gilt auch für die Optimierung von Logistiksystemen: Mit der gezielten Ausnutzung von Rationalisierungspotentialen werden gleichzeitig Energieverbrauch und Schadstoffemissionen gesenkt. Hier zeigt sich das - insbesondere für die Wirtschaftsstatistik und die umweltökonomische Gesamtrechnung sehr bedeutsame - Abgrenzungsproblem zwischen ökologischen und „normalen“ Innovationen. Deutlich wird aber auch, daß durch die gezielte Ausnutzung von Kosteneinsparungspotentialen gleichfalls Ressourcen eingespart und Umweltentlastungspotentiale erschlossen werden können, d. h. Ökonomie und Ökologie stehen nicht grundsätzlich im Widerspruch. 2. Ökologiebezogene Kriterien für betriebliche Innovationsaktivitäten Mit der Globalisierung der Umweltprobleme, dem zunehmenden Umweltbewußtsein der Nachfrager sowie der stetig steigenden Anzahl von Umweltschutzregelungen haben sich die Rahmenbedingungen betrieblicher Innovationsaktivitäten jedoch verändert. Diese Entwicklungen im Umweltbereich stellen sowohl Nebenbedingungen von Innovationsstrategien als auch eine Aufforderung zu deren Neuorientierung dar. Die bislang vorherrschende Ausrichtung von Innovationen an ökonomischen und technologischen Wettbewerbsfaktoren wird zunehmend um ökologische Kriterien erweitert. Um dieser Herausforderung konstruktiv zu begegnen, ist es notwendig, bei der Planung von Innovationen den aus einzelbetrieblicher Sicht relevanten Umweltausschnitt abzustekken, aus dem sich die für die Unternehmung zu berücksichtigenden Austauschbeziehungen zur Umwelt ergeben. Bei der Ableitung ökologiebezogener Kriterien für betriebliche Innovationsaktivitäten sind neben Umweltwirkungen, die sich bis zur Markteinführung neuer Produkte bzw. bei der Anwendung neuer Prozesse ergeben, auch solche Beziehungen zwischen Unternehmung und Umwelt zu berücksichtigen, die beim Ge- und Verbrauch und bei der Entsorgung auftreten. Traditionell waren es die Unternehmen gewohnt, abgesehen von der reinen Gewährleistungshaftung, sich von der weiteren Verantwortung für ihre Produkte beim Ge- und Verbrauch und bei der Entsorgung zu distanzieren. Da die dort auftretenden Umweltbelastungen nicht mehr ausschließlich dem Besitzer oder Eigentümer angelastet werden, sondern zunehmend - z. T. gesetzlich in Form von Rücknahme- und Verwertungspflichten verankert - auf den Hersteller zurückfallen, muß dieser den Vorgang des Ge- und Verbrauchs analysieren und darüber hinaus das Verhalten seines Produktes bei der Entsorgung antizipieren. Als Nebenbedingungen für betriebliche Innovationsaktivitäten werden dementsprechend ökologiebezogene Anforderungen wirksam, die die materiellen Wirkungszusammenhänge bzw. Stoffsysteme zwischen Produkten, Verfahren und Umwelt über die gesamte Wertschöpfungskette einbeziehen. Zu ihrer Konkretisierung müssen die betroffenen Input- und Output-ströme offengelegt und deren Wirkungsbereiche analysiert werden. Die notwendigen Informationen liefern Stoffstromanalysen, mittels derer die betroffenen Material- und Energieströme über die gesamte Wertschöpfungskette erfaßt werden können, und Input-Output-Bilanzen, in denen die ermittelten Strömungsgrößen gegenübergestellt werden. Vergleicht man die in den Input-Output-Bilanzen aufgeschlüsselten Größen mit externen Daten über Ressourcenbegrenzung, gesetzlich festgelegten Standards und Belastungsgrenzwerten, Kundenanforderungen und gesellschaftlichen Restriktionen, so werden potentielle Konflikte zwischen Unternehmen und Umwelt sichtbar. Eine solche Konfliktanalyse ermöglicht neben der Identifizierung auch eine Bewertung der Austauschbeziehungen zwischen Unternehmen und Umwelt. Sie zeigt Ansatzpunkte zum Abbau bzw. zur Vermeidung von Umweltbelastungen auf und erlaubt zugleich die Zuordnung konkreter Maßnahmen. 3. Determinanten und Induktionsmechanismen ökologischer Innovationen Nun setzen sich ökologische Innovationen nicht durch, weil sie ökologisch sinnvoll und/oder technologisch machbar sind, sondern weil sie ökonomisch tragfähig und zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen notwendig sind. Die wesentlichen Determinanten ökologischer Innovationen sind das Rentabilitätskalkül der Unternehmen und die Politik bzw. Gesetzgebung. Zu Umweltschutzmaßnahmen kommt es erst, wenn diese durch marktseitige Sanktionen oder gesetzliche Regelungen „verordnet“ werden. In der betrieblichen Praxis stehen daher noch oftmals reaktive Maßnahmen in Form additiver Umwelttechnik im Vordergrund. Damit haben derartige Maßnahmen lediglich Reparaturcharakter und kommen chronisch verspätet. Gerade aber vorausschauende Konfliktvermeidung, indem konfliktäre Austauschbeziehungen zur Umwelt bereits im Planungsstadium von neuen Produkten und Verfahren in Frage gestellt und ökologische Nebenbedingungen aktiv/antizipativ berücksichtigt werden, zahlt sich oftmals in ökonomischen Vorteilen aus. Empirische Studien kommen zu dem Ergebnis, daß die Nutzung von Kostenvorteilen, Marktchancen und Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber Wettbewerbern sowie die Einstellung auf die antizipierte Unmweltpolitik und das Ausmaß der umweltpolitischen Regelungsbetroffenheit zu den zentralen Motiven für die Generierung und Nutzung ökologischer Innovationen zählen. Mangelnde Rentabilität, die unzureichende technologische Reife und Informationsdefizite über die Technik sind die bedeutendsten Hemmnisse für die Entwicklung bzw. Anwendung und Diffusion von ökologischen Innovationen. Die in der Innovationsforschung gemachte Unterscheidung zwischen autonomen bzw. potentialorientierten und bedarfsorientierten Induktionen als Auslöser für (ökologische) Innovationen findet sich hier wieder. Die autonome Induktion bezeichnet den Wandel des Angebots an Problemlösungen, d. h. die Entwicklung z. B. neuer Produkte, Verfahren oder Organisationsstrukturen, für die Anwendungsbereiche (zu lösende Probleme, zu deckende Bedarfe) gesucht bzw. geschaffen werden müssen. Die bedarfsorientierte Induktion resultiert aus einem Wandel von Nachfrage- bzw. Bedarfsverhältnissen, d. h. für neu entstandene Bedarfe bzw. Probleme werden Problemlösungen gesucht. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Push- und Pull-Innovationen. Im Falle ökologischer Innovationen beeinflussen die zunehmende ökologische Sensibilisierung der Nachfrage sowie verschärfte Umweltschutzgesetzgebungen den Bedarfsimpuls. Während allein durch die Nachfrage ausgelöste Innovationsaktivitäten die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen durch urn-weltgerechte Produkte, Verfahren und Materialien in den Vordergrund stellen, haben durch Umweltschutzauflagen bestimmte Innovationsaktivitäten die Erfüllung entsprechender Regelungen zum Ziel. Neben dem Bedarf determinieren autonom entstandene Potentiale die technische Entwicklung. Im Rahmen autonom induzierter Forschung und Entwicklung wird unabhängig von Bedarfsimpulsen als Initiativfunktion neues Wissen bereitgestellt und ein Angebotsdruck neuer Umwelttechniken erzeugt. Dieses neue Wissen stellt den Ausgangspunkt von (ökologischen) Innovationen und damit einen alternativen technisch-naturwissenschaftlichen Standard zur Erfüllung von Umweltschutzauflagen, gleichzeitig aber auch die Quelle „neuer“ Umweltbelastungen dar. Darüber hinaus ermöglicht neues Wissen erst, bestimmte Tatbestände als Umweltbelastungen zu erkennen. Gerade verbesserte bzw. neue Meßtechniken schaffen die Voraussetzungen, negative ökologische Auswirkungen von Produkten sowie Produktionsverfahren aufzudecken. Regelmäßig werden dabei durch die technische Entwicklung „jahrzehntelang bewährte“ und als unbedenklich geltende Vorgehensweisen „ex post“ als umweltbelastend qualifiziert. Aber auch die durch Forschung und Entwicklung induzierte technische Entwicklung in anderen Bereichen - beispielsweise werden durch die Klärung physiologischer Zusammenhänge und Reaktionen beim Menschen bestimmte Stoffe als gesundheitsgefährdend eingestuft - führt zu einer Zuspitzung der restriktiven Wirkung ökologischer Nebenbedingungen. Innovationen allgemein und damit auch ökologische Innovationen im besonderen dynamisieren somit die Definition von Umweltbelastungen und wirken sich auf die Verschärfung von Umweltschutzgesetzgebungen aus. (Ökologisch orientierte) Innovationsaktivitäten lassen sich demnach als positiv rückkoppelnder Regelkreis beschreiben, der letztlich technische Entwicklung induziert, Impulse für weitere Forschung und Entwicklung gibt, technisch-naturwissenschaftliche Problemlösungsalternativen schöpft und gleichzeitig „ökologische“ Nebenbedingungen neu formuliert bzw. verschärft. 4. Die Grenzen der Planbarkeit ökologischer Innovationen Um aktiv ökologische Nebenbedingungen für betriebliche Innovationsaktivitäten einbeziehen zu können, muß der „Forscher“ die umweltrelevanten Auswirkungen aktueller sowie zukünftiger Entwicklungen im Unternehmen und seinem Umfeld abschätzen. Das Bestreben, den steten Wandel der Austauschbeziehungen zur Umwelt planend zu bewältigen und zu bewerten, stößt auf zwei Hindernisse: Zum einen auf die beschränkte Möglichkeit, die bestehenden Austauschbeziehungen zur Umwelt über die gesamte Wertschöpfungskette vollständig und eindeutig zu erfassen. Zum anderen auf die Unmöglichkeit, diese Austauschbeziehungen für die Zukunft abzubilden. D. h. zu dem Unsicherheitsfaktor, der aus der unvollständigen Kenntnis der aktuellen Situation resultiert, kommt die Unsicherheit bei der Bestimmung der zukünftigen Situation hinzu. Diese Unsicherheiten sind nicht durch die vielfach diskutierten technokratischen Versuche wie Technikfolgenabschätzung etc. zu bewältigen. Mit dem Ballast der Rationalitätsutopie versucht man, mit diesen Planungsansätzen quasi aus der Vogelperspektive eine ideale „Zukunftslandschaft“ zu entwerfen. Die Grenzen solcher Ansätze werden jedoch sehr schnell deutlich, wenn man bedenkt, daß die Forschung und Entwicklung bei größeren Innovationen einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren einnimmt, ein bestimmtes Modell bis zu 10 Jahren produziert und dann beispielsweise wie ein Kühlschrank auch noch 10 Jahre genutzt wird. Dementsprechend hätten die Entwickler von Kühlschränken schon im Jahre 1960 das Ozonloch (Ozon) von 1990 beachten bzw. die potentiellen Auswirkungen von FCKW antizipieren müssen. Da es sich um offene Entwicklungsprozesse handelt, gilt es vielmehr, formative Lernprozesse zu implementieren, so daß die Veränderungen der Austauschbeziehungen zur Umwelt frühzeitig und flexibel in die betrieblichen Innovationsaktivitäten integriert werden können. Das Unternehmen muß sich intensiv mit den ökologischer Austauschbeziehungen der gesamten Wertschöpfungskette beschäftigen, um Hinweise sowohl für konkrete (ökologische) Innovationen im technischen, personellen und organisatorischen Bereich als auch für den Aufbau und die Sicherung von Innovationspotentialen zu erhalten. Weiterführende Literatur: Coenen, R./ Klein-Vielhauer, S.l Meyer, R.: Integrierte Umwelttechnik. Chancen erkennen und nutzen, Berlin 1996; Kreikebaum, H. M: Umweltgerechte Produktion. Integrierter Umweltschutz als Aufgabe der Unternehmensführung im Industriebetrieb, Wiesbaden 1992; Staudt, E.: Produktion einschließlich Recycling (Wiederverwendung), in: Vogl, J./ Heigl, A./ Schäfer, K. (Hrsg.): Handbuch des Umweltschutzes, München 1977; Staudt, E./ Kriegesmann, B.: Innovationsmanagement, in: Berndt, R./ Fantapie Altobelli, C./ Schuster, P. (Hrsg.): Handbuch der Betriebswirtschaftslehre, Bd. 2., Berlin/Heidelberg 1998; Umweltbundesamt (Hrsg.): Innovationspotentiale von Umwelttechnologien. Innovationsstrategien im Spannungsfeld von Technologie, Ökonomie und Ökologie, Heidelberg 1998.



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