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Kostendruck-Inflation

Von einer Kostendruck-Inflation spricht man, wenn sich das allgemeine Preisniveau in einer Volkswirtschaft aufgrund von gestiegenen Produktionspreisen erhöht. Zu einer solchen Preissteigerung kommt es, wenn die Unternehmen auf die gestiegenen Produktionskosten mit einer Erhöhung der Preise für die von ihnen hergestellten Güter oder Dienstleistungen reagieren. Abhängig davon, ob der Grund für die Erhöhung der Produktionspreise aus dem Inland oder aus dem Ausland kommt spricht man von hausgemachter oder importierter Kostendruck-Inflation.

Die Theorie der Kostendruck-Inflation zählt zu den am häufigsten gebrauchten Erklärungsansätzen für das Entstehen von Inflation in modernen Volkswirtschaften. Die Theorie der Kostendruck-Inflation besagt, dass sich das allgemeine volkswirtschaftliche Preisniveau erhöht, wenn gestiegene Produktionskosten die Unternehmer dazu verleiten, die Preise für ihre Produkte zu erhöhen. Bei einer anhaltenden und dauerhaften Erhöhung der Produktionspreise verringert sich die Gewinnspanne des Unternehmers. Eine Möglichkeit für den Unternehmer, die alte Gewinnspanne wiederherzustellen, liegt darin, dass er den Preis für das von ihm hergestellte Produkt erhöht. Tritt eine solche kosteninduzierte Preiserhöhung auf breiter Front auf, so kommt es zu Inflation.

Der Grund einer allgemeinen Erhöhung der Produktionspreise kann vielfältiger Natur sein. Oft unterscheidet man die Auslöser für eine allgemeine Produktionskostensteigerung danach, ob sie im Inland zu suchen ist oder ob der Grund für die Preisniveauerhöhung im Ausland liegt. Dementsprechend wird von hausgemachter Kostendruck-Inflation oder von importierter Kostendruck-Inflation gesprochen.

Hausgemachte Kostendruck-Inflation kann beispielsweise durch eine allgemeine, über den Produktivitätszuwachs hinausgehende Erhöhung der Löhne und Gehälter in einer Volkswirtschaft ausgelöst werden. Eine Steigerung der Löhne und Gehälter erhöht die allgemeinen Produktionskosten der Unternehmen und reduziert damit deren Gewinnspanne. Um die alte Höhe der Gewinnspanne wiederherzustellen, können die Unternehmer versuchen, die Preise der von ihnen vertriebenen Güter und Leistungen erhöhen. Kommt es auf breiter Front zu Lohnerhöhungen sowie einer anschließenden Erhöhung der Preise für Güter und Leistungen, so steigt dadurch die Inflationsrate.

Kommt es zu einer wertmäßig gleichen Erhöhung der Preise, bewirkt dies, dass die Reallöhne der Arbeitnehmer nicht steigen, da diese zwar ein höheres Einkommen haben, aber gleichzeitig auch höheren Lebenshaltungskosten gegenüberstehen. Nun kann es dazu kommen, dass sich die Gewerkschaften dadurch veranlasst sehen, abermals höhere Löhne und Gehälter zu fordern, was die Unternehmer wiederum veranlasst ihre Preise zu erhöhen. So kann ein Automatismus entstehen, der in ständig steigenden Löhnen und Preisen resultiert. Man spricht dann auch von der Lohn-Preis-Spirale. Die Kostendruck-Inflation aufgrund von andauernden Lohnsteigerungen mit anschließender Erhöhung der Preise für Güter und Leistungen wird daher auch oftmals als ein Ergebnis von Verteilungskämpfen innerhalb der Volkswirtschaft angesehen.

Andere Gründe für eine hausgemachte Kostendruck-Inflation können steigende Steuerbelastung, steigende Lohnnebenkosten, teure Genehmigungsverfahren und ähnliche preistreibende Einflüsse sein.

Der beschriebene Zusammenhang zwischen Produktionskostensteigerungen und Inflationserhöhung ist aber nicht zwingend. Nicht immer führen Lohn- oder andere Produktionskostensteigerungen zu einer Erhöhung der Preise für Güter und Dienstleistungen. Wenn die Kostensteigerungen durch eine verbesserte Produktivität aufgefangen werden, können die Preise konstant bleiben oder gar sinken. Die Unternehmen können zudem nur dann die Preise für die von ihnen hergestellten Leistungen erhöhen, wenn sich diese auch am Markt durchsetzen lassen. Kommt es hingegen zu erheblichen Nachfragerückgängen als Folge von Preissteigerungen, können die Unternehmen ihre Gewinnspanne nicht durch Preiserhöhungen aufrecht halten. Vor allem in exportorientierten Volkswirtschaften, die einen großen Teil der von ihnen hergestellten Güter und Leistungen auf dem Weltmarkt vertreiben, können Kostensteigerungen nur begrenzt durch Preiserhöhungen aufgefangen werden. Daher werden die Unternehmen versuchen, ihre Gewinne auf anderen Wegen zu sichern. Dies kann einerseits durch Rationalisierungsmaßnahmen erfolgen, andererseits durch die Verlagerung der Produktion in Länder oder Regionen, in denen die jeweiligen Produkte billiger hergestellt werden können: Die Auslandsinvestitionen steigen.

Importierte Kostendruck-Inflation wird meist durch gestiegene Preise für Rohstoffe und/oder Vorleistungen verursacht. Durch diese Preiserhöhungen verringert sich ebenfalls die Gewinnspanne der Unternehmen. Auch in diesem Fall werden sie versuchen, dies durch entsprechende Preiserhöhungen auszugleichen. Grund für steigende Rohstoffepreise oder Vorleistungen kann eine allgemeinen Verknappung dieser Güter (z.B. Erdöl, Metalle) sein. Aber auch eine weltweite Steigerung der Nachfrage nach Rohstoffen kann die Kostenwelle auslösen. Auch hier wird es nur zu Preissteigerungen kommen, wenn die Unternehmer diese Preise ohne allzu starken Rückgang der Nachfrage durchsetzen können.



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