Home | Finanzlexikon | Börsenlexikon | Banklexikon | Lexikon der BWL | Überblick
Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
Suche :        
   A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z   

Leveraged Buy-Out

Leveraged Buy-Out ist ein mit Hilfe von Krediten finanzierter Unternehmenskauf durch eine Gruppe von Investoren. Ziel einer solchen Transaktion ist meist nicht die Fortführung des Unternehmens in seiner bestehenden Form. Es geht vielmehr um eine Umstrukturierung mit anschließendem Verkauf einzelner oder aller Teile des Unternehmens. Oft handelt es sich dabei vor allem um ein Spekulationsgeschäft.

Bei einem Leveraged Buy-Out versuchen einer oder mehrere Investoren, ein Unternehmen durch Erwerb der Kapitalmehrheit in ihren Besitz zu bringen. Meist handelt es sich um Gesellschaften, deren Aktien an der Börse unterbewertet erscheinen. In vielen Fällen werden zunächst in kleineren Schritten Aktien über die Börse aufgekauft oder größere Kapitalanteile von Einzelpersonen oder Banken als Paket übernommen. Dann wird den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot für ihre Aktien gemacht, das deutlich über dem derzeitigen Börsenkurs liegt. Gelingt es den Investoren auf diesem Weg, die notwendigen Anteile am Grundkapital zusammenzubringen, können sie mit der Umstrukturierung beginnen.

Die erste Möglichkeit besteht dann darin, nach dem Verkauf von nicht benötigten Grundbesitz- und Betriebsteilen das Unternehmen in einer neuen, schlankeren Struktur weiterzuführen. In diesem Fall war das Unternehmen vorher zu groß, zu schwerfällig und unrentabel geworden. Durch den Verkauf von Tochtergesellschaften, Unternehmensteilen oder gehorteten Immobilien werden dann notwendige Mittel beschafft, um die für den Aufkauf der Gesellschaft aufgenommenen Fremdmittel (Kredite) ganz oder teilweise zurückzuzahlen. Diese Mittel wurden oft durch Einschaltung von Investmentbanken beschafft. Die Restrukturierung des Unternehmens soll in einem solchen Fall die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

Die zweite Möglichkeit ist, dass nach der Auflösung und Umstrukturierung eines Konzerns alle Teile und Immobilien des Unternehmens verkauft werden. In diesem Fall handelt es sich um eine Zerschlagung, und das Ziel des Leveraged-Buy-Out bestand darin, eine möglichst hohe Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis zu erreichen.

In beiden Fällen entsteht oftmals ein beträchtlicher Gewinn, da ein Verkauf des Unternehmens in Teilen mehr einbringt, als der Kaufpreis für das Unternehmen in seiner ursprünglichen Struktur betrug. Im Zuge der Restrukturierung können verlustbringende Betriebe geschlossen, unrentable Produktionen aufgegeben, in früheren Zeiten erworbene aber für den eigentlichen Betriebszweck nicht (mehr) benötigte Grundstücke abgestoßen und unzweckmäßige Organisationsformen aufgelöst werden.

Ausgewählt für den Versuch eines Leveraged-Buy-Out werden häufig Unternehmen, bei denen der Aktienkurs so niedrig liegt, dass der Börsenwert der Gesellschaft deutlich unter dem Betrag liegt, den das Unternehmen bei einem Verkauf in Teilen erzielt. Allerdings stößt ein solcher Übernahme-Angriff von außen oft auf den erbitterten Widerstand des bisherigen Managements. Denn dieses sieht dadurch seine bisherige Strategie bedroht und muss in der Regel fürchten, dass es von den neuen Eigentümern entlassen wird. Daher versuchen die Führungskräfte des angegriffenen Unternehmens, bei Banken oder bei anderen Unternehmen Verbündete zu finden. Sie sollen durch gezielte Aktienkäufe verhindern, dass die Übernahme der Kapitalmehrheit durch die Investoren gelingt. Oft sind diese Abwehrversuche erfolgreich, weil sie den Börsenkurs so in die Höhe treiben, dass die Übernahme unrentabel erscheint oder weil größere Aktienpakete in den Besitz von Gruppen gelangen, die nicht mit dem Aufkäufer zusammenarbeiten wollen. Ein prominentes Beispiel ist der 1995 gescheiterte Versuch des zuvor in anderen Fällen sehr erfolgreichen amerikanischen Firmenaufkäufers Kerk Kerkorian, den Automobilkonzern Chrysler zu übernehmen, um ihn anschließend neu zu strukturieren.

Das Risiko bei einem Leveraged-Buy-Out liegt für den Investor in der meist extrem hohen Fremdkapitalbelastung. Für einige dieser vor allem in den USA häufigeren Transaktionen mussten die Käufer zunächst Kredite in Höhe von mehreren Milliarden Dollar aufnehmen. Bei der Beschaffung dieser Mittel werden meist Investmentbanken eingeschaltet. Sind die Zinsbelastungen zu hoch und kann das Fremdkapital nicht schnell genug durch Verkauf von Betriebsteilen oder Grundbesitz verringert werden, wird das übernommene Unternehmen durch die finanzielle Last dieser Manöver oft in den Konkurs getrieben.

Völlig anders sind die Verhältnisse bei einem Management-Buy-Out oder bei einem Management-Buy-In. Denn hier wollen die Investoren den Betrieb nicht zerschlagen. Sie wollen ihn vielmehr erwerben, um ihn selber erfolgreich weiterzuführen.

Leveraged Buy-Out.
Überwiegend fremdkapitalfinanzierte Unternehmensübernahme. Als Leveraged Buy-Out (LBO) bezeichnet man eine überwiegend durch Fremdkapital finanzierte Übernahme. LBOs können in Management Buy-In und Management Buy-Out (MBO) unterschieden werden. Bei einem LBO müssen in der Regel nur geringe Eigenmittel eingesetzt werden, wodurch auch große Unternehmen übernommen werden können. Die Aufnahme des Fremdkapitals erfolgt im Allgemeinen durch Aufnahme von Bankkrediten bzw durch Emission von Anleihen.



<< vorhergehender Fachbegriff
 
nächster Fachbegriff >>
Leverage-Effekt
 
Leveraged-Buyout
 
Weitere Begriffe : Primarymarket | Swapgeschäft | Wertschöpfung
 
Copyright © 2015 Wirtschaftslexikon.co
Banklexikon | Börsenlexikon | Nutzungsbestimmungen | Datenschutzbestimmungen | Impressum
All rights reserved.