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Schwarzer Freitag

Dieser Begriff ist zum Synonym für einen Börsencrash oder auch einen anderen plötzlichen Rückschlag mit überregionaler Wirkung geworden. Er geht zurück auf die panikartigen Wertpapierverkäufe vom Freitag, dem 4. Mai 1873, die in Deutschland und anderen Ländern in eine schwere Rezession mündeten. Wenn vom "Schwarzen Freitag" gesprochen wird, ist allerdings in der Regel der Tag gemeint, an dem ein Kurszusammenbruch ihn den USA die bisher schwerste Krise der Weltwirtschaft auslöste.

In den "Gründerjahren" nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und der deutschen Reichsgründung hatte der Boom schließlich zu einer stark überhitzten Wirtschaftsentwicklung geführt. Das Ende wurde an diesem Freitag eingeläutet. In Erinnerung daran wurde auch der Tag des Jahres 1929, an dem es völlig überraschend zu einem sich später katastrophal auswirkenden Kurseinbruch an der Wall Street kam, als "Schwarzer Freitag" bezeichnet. In Wirklichkeit war es aber Donnerstag, der 24. Oktober 1929. Ihm folgte allerdings ein ebenso schwarzer Freitag und viele weitere Tage, an denen die Kurse dramatisch fielen, weil es plötzlich viele Verkäufer aber kaum Interessenten für Aktien gab. Vorausgegangen war eine Zeit wilder Spekulationen. Wer Aktien ausgab, konnte sicher sein, dafür Käufer zu finden, die gar nicht erst fragten, was für ein Unternehmen dahinter stand.

Der Crash von 1929 beendete eine lange Periode steigender Kurse und ein damit verbundenes Spekulationsfieber in der amerikanischen Bevölkerung. Der so genannte "schwarze Freitag" in New York wurde so der wohl bekannteste Börsencrash seit Bestehen des organisierten Handels mit Wertpapieren. Damals sank der Kurs der wichtigsten amerikanischen Aktien innerhalb von wenigen Stunden um 13 Prozent. Es kam zu panikartigen Verkäufen von Tausenden von Anlegern, die oftmals ihre Wertpapiere mit Hilfe von Krediten erworben hatten.

Während sie niemanden fanden, der ihnen ihre Aktien wieder abnehmen wollte, verlangten die Banken ihr Geld zurück. Viele dieser Spekulanten mussten daher schließlich Konkurs anmelden. Weil so eine Vielzahl von Anlegern ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen konnten, kam es zu einer Serie von Bankpleiten. Der Börsenkrach an der Wall Street läutete eine mehrjährige weltweite Rezession ein, in deren Folge Millionen von Menschen arbeitslos wurden. In diesen Jahren verloren viele amerikanische Aktien bis zu 90 Prozent ihres Wertes. Die Aktie des weltweit größten Autoherstellers General Motors stürzte sogar von 180 auf unter 10 Dollar.

Vom Oktober 1929 bis ins Jahr 1933 ging es fast ohne Unterbrechung immer weiter bergab. Schließlich war der Wert aller an der US-Börse notierten Aktien auf ein Sechstel des zuvor erzielten Spitzenwertes gefallen. Die Pleiten und Bankzusammenbrüche in den USA lösten einen starken Abzug amerikanischer Gelder aus Europa aus. Als deswegen die angesehene Creditanstalt in Wien am 11. Mai 1931 ihre Schalter schließen musste, riß sie auch viele deutschen Banken mit ins Verderben. Am 11. Juli des gleichen Jahres musste die Darmstädter und Nationalbank die Zahlungen einstellen. Im September musste sogar die Bank of England erklären, dass sie den Goldstandard (die Verpflichtung, Banknoten jederzeit in Gold einzulösen) nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Zahlreiche Länder folgten diesem Beispiel. Wegen des Ansturms der Gläubiger schlossen alle amerikanischen Banken im April 1933 vorübergehend ihre Schalter.

Die Folgen für die produzierende Wirtschaft waren ebenfalls dramatisch. Überall ging die Nachfrage und die Produktion zurück. Der Außenhandel brach ein: Die Exporte der USA schrumpften zwischen 1929 und 1932 von 5,2 auf 1,6 Milliarden Dollar, die Einfuhren von 4,4 auf 1,3 Milliarden Dollar. Der deutsche Außenhandel sank ebenfalls drastisch: Die Exporte gingen von 12 auf 4,9 Milliarden Reichsmark zurück, die Importe von 10,4 auf 4,2 Milliarden. Die Folge war, dass in allen Industrieländern die Arbeitslosigkeit steil anstieg. Der Crash an der Wall Street endete in einer Weltwirtschaftskrise.

Aus diesem Grund ist der so genannte "schwarze Freitag" noch heute der Inbegriff für einen Crash, obwohl der so genannte "schwarze Montag" vom 19. Oktober 1978 an der Wall Street mit einem Kursverlust von rund 23 Prozent eine weitaus größere Dimension hatte. Da die Börse in New York auch andere wichtige Handelsplätze mit in die Tiefe riß, verloren an diesem Tag die Anleger weltweit 520 Milliarden Dollar - zumindest auf dem Papier. Allein deutsche Investoren mussten an diesem Tag Verluste in Höhe von etwa 45 Milliarden DM verkraften. Im Gegensatz zum Crash 1929 war der "schwarze Montag" des Jahres 1978 aber nicht Auslöser einer weltweiten Rezession. Die Abwärtsbewegung der Kurse wurde bald gestoppt. Die Erholung erfolgte wesentlich rascher, zog sich in diesem Fall aber über mehrere Jahre hin. Auch der Crash von 1987 blieb für die Gesamtwirtschaft ohne gravierende Folgen.

Als "schwarzen Freitag" bezeichnet man an den Börsen eingetretene erhebliche Kursstürze (Börsenkrach), die auf einen Freitag fielen. Der erste schwarze Freitag war der 09.05.1873, der den konjunkturellen Umschwung in der Gründerzeit einleitete. Das nächste historische Ereignis fiel auf den 13.05.1927. Jenes Ereignis brachte an den deutschen Börsen einen gewaltigen Kurssturz und eine anhaltende Baisse. Als eigentlicher "schwarzer Freitag" wird in Deutschland aber vor allem der 10.07.1931 angesehen, als die Reichsbank Schecks der Darmstädter und der Nationalbank nicht mehr einlöste, was dazu führte, dass die Bank ihre Zahlungen einstellte. Daraufhin taten es ihr viele andere Banken gleich und lösten damit eine allgemeine Bankenkrise in Deutschland aus. Diese war wesentlich eine Folge der US-Bankenkrise, ausgelöst durch den bisher folgenschwersten schwarzen Freitag, den 25.10.1929 an der New Yorker Börse, als die seit zwei Jahren andauernde Börsenhausse zusammenbrach und der jahrelange Konjunkturaufschwung in den USA ein jähes Ende fand.



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