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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Arbeiterklasse - (Proletariat)

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Die Arbeiterklasse ist im Kapitalismus die Klasse, die keine Produktionsmittel besitzt und deshalb objektiv als Klasse an der Beseitigung des Privateigentums an den Produktionsmitteln interessiert ist. Die Arbeiter ist das Produkt der kapitalistischen Produktionsweise, der Ausbeutung der Arbeitskraft. Ihre Geburtsstunde war das Entstehen der kapitalistischen Industrie und Großproduktion im 18. und 19. Jahrhundert in England und Westeuropa. Arbeiter, Angestellte, Teile der Intelligenz, in der Landwirtschaft Tätige, Zeitarbeiterinnen, Arbeitsimmigranten, Erwerbslose mit ihren Angehörigen und die Mehrheit der Jugend und Rentner werden zur Arbeiterklasse gerechnet. Dazu gehören auch die im Reproduktionsprozeß tätigen Menschen und zeitweilig Arbeitende, wie Jobber, Hausfrauen mit kleinen Jobs und andere, die nicht ständig im Arbeitsprozess stehen. Der Kern der Arbeiterklasse wird definiert durch die Verbindung mit den jeweils fortgeschrittensten Produktionsmitteln und mit der jeweils fortgeschrittensten Stufe des Kapitalverhältnis. Die Arbeiterinnenklasse mit ihren Angehörigen macht heute in den Industrieländern die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung aus. Grundlegende technische Veränderungen in der Produktion haben zu ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Struktur der Arbeiterinnenklasse geführt. Dies ist ein permanenter Prozess mit der Folge des absoluten Wachstums der gesamten Klasse aber auch der Verringerung des traditionellen Teils und des „Kerns“ der Arbeiterinnenklasse, des produzierenden Industrieproletariats. Vorwiegend körperliche Arbeit tritt zurück, neue Produktionsverfahren und Methoden führen zu einer intensiveren Ausbeutung der Arbeitskraft. Beispiel dafür ist „lean production“ und das „flexible Unternehmen“ als Unternehmenskonzept. Kennzeichen dafür ist die Auflösung veralteter Betriebshierarchien und eine verstärkte Gruppen- und Selbstkontrolle der Arbeitenden. Die Dienstleistungsarbeiterinnen (in der Sphäre der Zirkulation und Dienstleistung) nehmen kontinuierlich zu. Dazu zählen vor allem Angestellte in Bereichen des Bildungs- und Gesundheitswesens. der Forschung und Entwicklung, des Dienstleistungsgewerbes, des Handels und der staatlichen Verwaltung. Neue schichten- und gruppenspezifische Interessen. die aus den jeweils veränderten Ausbeutungsverhältnissen und Reproduktionsbedingungen der Arbeitskraft entstehen, gewinnen an Bedeutung. Ihre „Geschlossenheit“ wird aufgesplittert durch die Differenzierung in der verstärkten organisatorischen Arbeitsteilung, der Flexibilisierung der Arbeitsorte und der Arbeitszeit. Dies wirkt auch dem Prozess der Entwicklung des „Klassenbewußtseins“ als „Klasse für sich“ entgegen. Der Gegner der Arbeiterinnenklasse ist heute internationaler/globaler als je zuvor. Dadurch ist auch die Arbeiterinnenklasse der internationalen Monopole internationaler als je zuvor. Es ist nicht das Neue, dass die Hersteller eines einzelnen Produktes aus vielen Ländern kommen, sondern dass für die Herstellung dieses Produktes zunehmend Arbeiterinnen in Teilbereichen, vor allem in den Bereichen Transportwesen. Informationsvermittlung und -verarbeitung und diversen Dienstleistungen in vielen Ländern eingesetzt werden müssen. Die daraus hervorgehende Arbeitsteilung ist länderübergreifender als früher. Die Folge ist eine stärkere Internationalisierung der Arbeiterklasse. Die bestehenden Arbeiterorganisationen werden zum Hemmschuh dieser Entwicklung. Standortverteidigung durch Zugeständnisse ans Kapital, Abschottung der „nationalen“ Arbeiterklasse und verstärkter Rassismus sind die Folgen. Die Arbeiterklasse und ihre Organisationen können ihre Aufgabe als revolutionäres Subjekt nur als transnationale Arbeiterinnenklasse erfüllen, als „transnationale Klasse für sich“. Eine andere Definition geht davon aus. dass die Arbeiterinnenklasse von der Gesamtheit derjenigen Lohnabhängigen gebildet wird, die durch ihre unmittelbare Produktionstätigkeit Kapital schaffen. Es handelt sich dabei nicht nur um körperliche Arbeit, selbst wenn diese weitgehend vorherrscht. In der modernen Großproduktion können geistige und körperliche Tätigkeit immer weniger getrennt werden. Anderseits ist aber auch nicht jede/jeder intellektuell arbeitende Lohnabhängige, selbst wenn er/sie unmittelbar an der materiellen Produktion beteiligt ist, notwendigerweise Arbeiterin. Unter bestimmten Bedingungen kann dieselbe Person Mehrwertproduzent sein und zugleich durch die hierarchische Position am Mechanismus der Ausbeutung beteiligt sein. Ein neuer Begriff der „Arbeiterinnen des Kapitals“ umfasst denjenigen Teil der Bevölkerung, der entweder unmittelbar als Lohnarbeiterinnen zum kapitalistischen Akkumulationsprozess beiträgt oder mittelbar durch die (Re)Produktion von Arbeitskräften bzw. als industrielle Reservearmee (Arbeitslose) von der kapitalistischen Akkumulationsbewegung abhängig ist. Obwohl die Lohnarbeiterinnen in der Industrie die produktivste Klasse der Gesellschaft sind und den größten Teil des gesellschaftlichen Reichtums hervorbringen, erhalten sie im Kapitalismus nur so viel, wie zur ständigen Reproduktion ihrer Arbeitskraft notwendig ist (Ausbeutung). Diese Lebensbedingungen drängen die Arbeiterinnen zum Kampf um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen (ökonomischer Kampf). die schließlich nur durch Beseitigung der kapitalistischen Wirtschaftordnung und des kapitalistischen Staates (politischer Klassenkampf) zu erreichen ist (gerechtere Gesellschaftsordnung). Sie stellen die zahlenmäßig stärkste und in vielen Teilen organisierteste Klasse dar. Die objektive Rolle dieser Klasse steht meist im Widerspruch zur subjektiven Erkenntnis und ihrem Handeln. In den Industrieländern wurden teilweise viele soziale Standards erkämpft. Heute kämpfen sie vorwiegend um die Verteidigung dieser sozialen Standards. Durch die tiefgreifenden strukturellen und sozialen Veränderungen innerhalb der Arbeiterinnenklasse und ihre Enttäuschung über fehlendes „revolutionäres“ Bewusstsein der modernen Arbeiterinnenklasse in den Industriestaaten haben sich viele Theoretikerinnen von der revolutionären Rolle der Arbeiterklasse verabschiedet („Verbürgerlichung” der Arbeiterinnenklasse). An ihre Stelle als revolutionäres Subjekt rückt abwechselnd die intellektuelle. technische und wissenschaftliche Intelligenz oder die Bewegungen in den Entwicklungsländern und die tatsächlich Besitzlosen der Erde. Im Gegensatz dazu spricht man in den letzten Jahren in der Soziologie wieder von „Erwerbsklassen“. von wachsender Ungerechtigkeit, von neuer sozialen Unübersichtlichkeit und „sozialen Ungleichheit“. Man stellt sogar ein „neues Proletariat“ fest. >Arbeiteraristokratie, >Kapitalismus, >Klassen, >Klassenbewusstsein, >Klassengesellschaft, >Klassenharmonie, >Klasseninteresse. >Klassenkampf. >Klassenorganisationen



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