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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Grauer Kapitalmarkt

Als Grauer Kapitalmarkt wird der Bereich der Geldanlage bezeichnet, der nicht von Banken, Sparkassen und Versicherungen und mit diesen verbundenen Unternehmen bedient wird. Die dort agierenden Anbieter sind in Deutschland kaum einer Kontrolle unterworfen. Experten schätzen, dass bis zu 80 Prozent der Angebote dieser Firmen unseriös sind.

Es gibt eine große Zahl von privaten Anlagegesellschaften, die in Konkurrenz zu Banken, seriösen Fondsanbietern und Versicherungen einen bunten Strauß von Kapitalanlagen für kleine und große Sparer anbieten. Dazu gehören vor allem Beteiligungssparpläne, Time-Sharing, Erwerbermodelle, so genannte Bankgarantien sowie Options- und Termingeschäfte an der Waren- und Devisenbörse. Die Anbieter nehmen meist über so genannte Vermögensberater, selbst ernannte "Finanzvermittler" oder "Anlagespezialisten" Kontakt zu potenziellen Kunden auf. Oft werden auch nebenberufliche Vertreter aus dem Kreis der Verwandten und Bekannten als potenzielle Kunden eingesetzt, die selbst oft nicht ahnen, für welche Zwecke sie angeworben werden.

Während Versicherungen und Kreditinstitute durch staatliche Kontrollorgane wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überwacht werden, können die Anbieter am Grauen Kapitalmarkt in Deutschland weitgehend frei agieren. Erst wenn es zu größeren Betrugsfällen kommt, greift die Staatsanwaltschaft ein. Doch dann ist es für die Geschädigten fast immer zu spät. Experten schätzen, dass bis zu 80 Prozent der Angebote auf dem Grauen Kapitalmarkt unseriös sind und mit hohen Verlusten für die Anleger enden.

Besonders beliebt am grauen Kapitalmarkt sind Beteiligungssparpläne, der Handel mit Bankgarantien (der ausschließlich von Betrügern angeboten wird, denn es gibt weder die angeblich zu Grunde liegenden Bankgarantien noch die versprochenen hohen Renditen), Time-sharing (der Handel mit Teilzeiteigentum an Ferienwohnungen), Erwerbermodelle (Kauf von Immobilien auf Kredit mit dem Ziel, Steuern zu sparen) sowie Options- und Termingeschäfte (Ausnutzen von Kursdifferenzen an Waren- oder Devisenbörsen), also Spekulationen, die mit einem sehr hohen Risiko behaftet sind.

Die Betrügereien auf dem Grauen Kapitalmarkt funktionieren oft nach dem "Schneeballprinzip": Mit dem Geld neuer Anleger werden anfangs die "Renditen" der Altanleger bezahlt, um sie zu immer höheren Investitionen zu verleiten. Dennoch finden die auf dem Grauen Kapitalmarkt tätigen Anbieter immer wieder ihre Opfer. Denn entweder lassen sie sich von "Traumrenditen" verlocken oder sie suchen eine profitable Anlagemöglichkeit für Schwarzgeld. Bei der Anlage von Einkommen, das nicht beim Finanzamt deklariert wurde, sind die Opfer von Anlagebetrügern in einer besonders schwachen Position, da sie oft keine Anzeige erstatten können, ohne sich selbst zu belasten. Das wissen die Anbieter im Grauen Kapitalmarkt und suchen daher gezielt nach Angehörigen von Berufsgruppen, bei denen sie Schwarzgeld vermuten.

Selbst wenn mit den riskanten Spekulationen Gewinne gemacht werden, gehen die Anleger weitgehend leer aus. Die im Grauen Kapitalmarkt agierenden Firmen verlangen in der Regel so horrende Gebühren, dass die Erträge der Geldanlage dadurch aufgezehrt werden. Um sich bei einem Prozess herausreden zu können steht dies oft sogar im "Kleingedruckten" der Verträge. So heißt es bei einem Anbieter: "Unsere Kosten sind oben aufgeführt. Sie erreichen eine Größenordnung, die bewirkt, dass die Gewinnchance reduziert und das Chancen-Risiko-Verhältnis außer Verhältnis gebracht wurde". Wenn Verluste entstehen, muss der Anleger nicht nur diese hinnehmen sondern obendrein noch die Abkassier-Gebühren zahlen. So kann das eingesetzte Kapital auf diese Art in kürzester Zeit aufgezehrt sein. Doch da viele Anleger die Vertragsklauseln nicht lesen oder nicht verstehen, fallen jedes Jahr Tausende auf das Geschwätz der psychologisch gut geschulten Verkäufer herein.



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