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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Materialwirtschaft, ökologische

1. Allgemeines Materialwirtschaft, insbesondere wenn man sie als integrierte Materialwirtschaft versteht, hat viele Berührungspunkte zu ökologischen Fragestellungen eines Unternehmens. Bezeichnenderweise nannte sich auch deshalb der erste umweltorientierte Arbeitskreis der Wirtschaft B.A.U.Materialwirtschaft, ökologische im Jahre 1984 „Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umwelt-bewußte Materialwirtschaft“. Als abteilungsübergreifende Querschnittsfunktion umfaßt eine Integrierte Materialwirtschaft die Aufgabenstellungen: Einkauf (Beschaffungsmarktforschung und -marketing, Kaufverhandlungen, Bestellabwicklung, Lieferantenmanagement und Supply-Management), Transportwesen (Tourenplanung, inner-/außerbetrieblicher Transport, Verkehrsmittelwahl), Logistik (Optimierung des Material- und Informationsflusses auf allen Wertschöpfungsketten, Logistik- und Bestandscontrolling), Materiallagerung (Warenannahme, Lagerorganisation, -verwaltung, Ein- und Auslagerung), Materialdisposition (Bedarfsermittlung, -auslösung, Bestellmengenrechnung, Auftragsterminierung), Reststoffwirtschaft (Abfallvermeidung, schadstoffarme Inputstoffe, Prozeßoptimierung, internes und externes Recycling). Durchgängig in allen Bereichen hat eine Materialrationalisierung stattzufinden (z. B. mit dem Instrumentarium „Nummerung, Standardisierung, ABC-, Wert-, Make or Buy-Analysen“). Aufgrund dieses breiten Spektrums der Aufgabenstellung zur Stoffstromoptimierung über die gesamte Wertkette hinweg kann zurecht vermutet werden, daß erhebliche Schnittstellen zwischen Ökonomie und Ökologie existieren und durch ein aktives Materialmanagement doppelte Nutzeneffekte entstehen können. Bei komplexen materialwirtschaftlichen Aufgabenstellungen großer Unternehmen ist es deshalb durchaus zweckmäßig, die Umweltverantwortung dem Top-Management der Logistik/ Materialwirtschaft zuzuordnen. Gleichzeitig muß ein enger Informationsaustausch zwischen materialwirtschaftlichen Abteilungen und dem Umweltreferat erfolgen. An Umweltausschußsitzungen sollten je nach Problemstellung und Größe des Unternehmens verschiedene Vertreter der Materialwirtschaft teilnehmen. Umweltinformationen aus Schwachstellenanalysen und Ökobilanzen sollten möglichst automatisch in EDV-Programmbausteine der Materialwirtschaft übernommen werden (z. B. in PPS-Systeme, Einkäufer-, Stücklistenprogramme). 2. Materialwirtschaft als Schlüsselfunktion für eine ökologische Unternehmensführung Die in den beiden letzten Jahrzehnten deutlich feststellbare Bedeutungszunahme der Materialwirtschaft erklärt auch zum großen Teil, warum sie eine Schlüsselrolle zur Ökologisierung des Unternehmens einnimmt: a) Großes Rationalisierungs-Potential im Materialbereich Im Durchschnitt der Industrie betragen die Materialkosten 50-60% im Vergleich zum Umsatz, vor allem in Einbeziehung der Betriebsmittelkosten (für die der Einkauf ebenfalls mitverantwortlich ist) oft deutlich über die Hälfte der Gesamtkosten. Da nach Stoffstromuntersuchungen zu vermuten ist, daß ca. 40% des Inputs (Gewichtsanteil) als Reststoff verloren geht, liegen hier ungenutzte Kostenreserven, die durch prozessorientierte Umweltkostenrechnungen (Prozeßkostenanalysen, Prozeßbilanzen) ermittelt werden können. Die auf der gesamten Prozeßlinie ermittelten Abfall- bzw. Abwasserwirtschaftskosten liegen häufig um den Faktor 5-10 höher als die primären (dem Rechnungswesen leicht entnehmbaren) Umweltkosten in Form von Abfall-, Abwassergebühren und Entsorgungskosten. Mit einer prozeßorientierten Aufdeckung der versteckten Umweltkosten läßt sich leichter argumentieren, daß sich reststoffvermeidende Maßnahmen, oder Investitionen/Programmveränderungen rentieren, daß integrierte Problemlösungen schneller aufgegriffen werden und das End-of-the-PipeDenken mit oft teurem (und letztlich nicht wertschöpfendem) Investment am Ende des Produktionsprozesses überwunden wird. Im einzelnen geht es um Abfallvermeidung, „Abwerfen“ von unnötigem Materialballast (Transport-/Um-/Verkaufsverpackungen, Gewichtseinsparung), Einführung von Mehrwegsystemen, sortenreines Sammeln von Wertstoffen, die Kreislaufführung von Wasser, Abwärme, Abfällen, Optimierung von Losgrößen (z. B. zur Vermeidung von Reinigungsvorgängen bei Farbenwechsel). Wie bei den Materialkosten so sind auch im Umlaufvermögen Rationalisierungseffekte mit ökologischer Entlastungswirkung zu erwarten. Der Anteil des Bestandswerts am Gesamtvermögen des produzierenden Gewerbes beträgt ca. 1/3. Durch Maßnahmen einer bedarfsgerechten Disposition, Losgrößenrechnung, materialflußgerechten Anordnung der Maschinen, sinkt nicht nur die Kapitalbindung in den Beständen, sondern wird gleichzeitig (ökologisch relevant) bewirkt, daß das Verwertungsrisiko der Vorräte und eine vorgezogene (nicht vom Markt verlangte) Ressourcenbindung sinken. Allerdings muß darauf geachtet werden, daß nicht an anderer Stelle neue Umweltprobleme entstehen (etwa durch mehr Emissionen wegen der gestiegenen Anlieferungshäufigkeit oder durch erhöhten Flächenverbrauch). b) Optimierung des Materialflusses innerhalb der Wertschöpfungsketten Mit dem Ziel einer individuellen, kundengerechten und flexiblen Produktion bei niedrigen Beständen steigen die logistischen Anforderungen innerhalb der gesamten betriebswirtschaftlichen Wertkette. Mit engen Wertschöpfungspartnerschaften soll ein verschwendungsarmer Materialfluß organisiert werden, der nur das nachschiebt, was letztlich die Endnachfrage bzw. der konkrete Kundenwunsch anfordert. Jegliche Wertschöpfungskette ist aber gleichzeitig auch mit Schadschöpfungen verbunden, basiert auf mehr oder weniger erschöpfbaren Rohstoffen und endet mit einer mehr oder weniger schnellen Auflösung der Produkte in seine Einzelteile. Logistisches Denken ist demnach zwar eine wichtige Annäherung an ökologisch notwendiges „Denken in Stoffströmen“, es darf aber nie lediglich linear sein, sondern muß von Anfang an die Verzahnung mit natürlichen Kreisläufen suchen. Logistik ist von daher nicht nur als „Vorwärtslogistik“ zu optimieren, sondern immer auch als „Rückwärts (Retro-) Logistik. „Design to cost“ muß immer mit einem „Öko-Design“ der Produkte und Dienstleistungen verbunden sein (möglichst hohe Wieder-/Weiterverwendbarkeit des Produkts bzw. Wiederverwendbarkeit auf hohem Niveau, einfache Zerlegbarkeit, sortenreine Trennung, keine schädlichen Inhaltsstoffe, Multifunktionalität/ Langlebigkeit/ leichte Reparierbarkeit des Produktes, Einsatz von Sekundärrohstoffen). In diese Richtung weist deutlich das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG verabsch. am B. Juli 1994) mit dem Vorrang der Abfallvermeidung (§4) und der Produktverantwortung (§22) mit zu erwartenden Rücknahmegeboten für industrielle Güter. Logistik trägt erst dann zu einer zukunftsfähigen Unternehmensentwicklung bei, wenn ein ökologisch-ökonomisches Wertschöpfungsnetzwerk entsteht, wo auch (betriebswirtschaftlich nachweisbar) mehr Werte geschaffen, als vernichtet werden. Die „Naturblindheit des Marktes“ macht hierzu den Aufbau eines ökologischen Rechnungswesens im Unternehmen unverzichtbar. Gleichzeitig muß ökostrategisches Vorgehen mit dem Interesse verbunden sein, daß die staatliche Wirtschaftspolitik zur Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen externe Kosten zunehmend internalisiert. Neben einer qualitativen Veränderung der Stoffströme erfordert ein „Sustainable Development” für die westlichen Industrieländer auch deren absolute Reduzierung (mittelfristig mindestens um den Faktor 4). Logistikoptimierung muß deshalb nicht nur Emissionen reduzieren (im Hinblick auf eine Entlastung der „Senken“), sondern auch den Materialinput in Summe (im Hinblick auf die drohende Erschöpfung der „Quellen“ und die mit Materialbewegungen generell verkoppelten Umweltbelastungen). Dabei würden auch die mit den Produkten verbundenen „ökologischen Rucksäcke“ (mitgeschleppte Abfälle, Abwasser, Abraum, Rohstoffund Energieverbrauch für Transporte, Veredelungsleistungen etc.) vermindert, die immerhin pro Bundesbürger und Jahr ca. 72 t erreichen (Wuppertal-Institut). c) Korrektur der Finanzökonomie durch realökonomische Betrachtungen Während Managemententscheidungen weitgehend nach Geldgrößen gefällt werden und natürlich auch das Materialmanagement finanzwirtschaftlichen Formalzielen (Rentabilität, Gewinn, Liquidität) gerecht werden muß und eine aktive Gewinnverbesserungsfunktion hat, werden die Signale der Realökonomie (Rohstoffverfügbarkeit, Umweltrisiken, Belastung der -Umweltmedien, Veränderung der Qualität der Lebensgrundlagen) immer wichtiger für eine erfolgreiche und gesellschaftlich legitimierte Unternehmensführung im operativen und strategischen Bereich. Die Materialwirtschaft ist dabei diejenige betriebswirtschaftliche Sachfunktion, die der Stoffsphäre am nächsten steht. Sie kann daher die in der Betriebspraxis häufig anzutreffende Identifikation der Umweltprobleme mit Stoffproblemen sowohl finanz- als auch realökonomisch einer zufriedenstellenden Lösung zuführen (z. B. durch einen umweltinformierten Einkauf, durch Vermeidung von Gefahrstoffen und Lagerrisiken). d) Immaterialisierung der Leistungsangebote Das Materialmanagement hat nicht nur im operativen Bereich eine wichtige Umweltschutz-Funktion, sondern muß (v. a. im Investitions- und Gebrauchsgüterbereich) ebenfalls an Dematerialisierungsstrategien zusammen mit der Marketing-Abteilung arbeiten. Die steigende Aufmerksamkeit gegenüber den Beschaffungsmärkten erklärt sich nicht nur aus sinkender Fertigungstiefe, steigender internationaler Arbeitsteilung und einer gestiegenen Vorwärtsintegration der Lieferanten. Ein an nachhaltiger Unternehmensentwicklung orientiertes Supply-Management muß auch die abzusehende absolute Knappheit der Rohstoffe einbeziehen sowie durch „global sourcing“ neu entstehende Versorgungsrisiken (z. B. durch Transporte, Kommunikationsschwierigkeiten) beachten. Da die Grenzen materieller Expansion und Umweltbelastbarkeit v. a. von der Emissionsseite her gesehen überdeutlich geworden sind, ist die Ausrichtung des Absatzmarketing an Zielen des „Immer Mehr“ und des „Machens von Konsumbedürfnissen“ durch eine „high volume production“ überholt. Rein quantitative Sachzielsetzungen sind auf Dauer nicht durch-haltbar und auch für Schwellenländer und die Dritte Welt nicht nachahmenswert. So wichtig die in Gang gesetzten Recyclingmaßnahmen sind, läßt sich damit die Ressourcenerschöpfungsproblematik bestenfalls verzögern, aber nicht überwinden, vor allem dann nicht, wenn der Rohstoffverbrauch weiter steigt. Eine umweltverantwortliche Unternehmensführung bezieht somit die absolute Begrenztheit der Rohstoffe und die begrenzte Aufnahmekapazität der Umweltmedien (Wasser, Luft, -Boden) bereits heute in die Produktpolitik und strategische Planung ein, selbst wenn die Preise andere Signale setzen und Konsumenten aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit zunächst etwas anderes verlangen. Dies ist „beyond lean production“ zu beachten, einem Konzept, das ansonsten mit seinen Prinzipien der -Interdisziplinarität, Vermeidung von Verschwendung, Wertkettenoptimierung, dezentrale Verantwortlichkeit, stark mit den Zielen einer ökologischen Materialwirtschaft übereinstimmt. Darüber hinaus ist (durchaus in Interaktion mit den Kunden, Verbraucher-, Umweltverbänden) an umweltschonenden Problemlösungen zu arbeiten, was eben den normativen Charakter einer ökologischen Unternehmenspolitik ausmacht und von der Maxime der Erfüllung beliebiger Kundenwünsche (wie sie im lean production-Konzept noch unterstellt ist), abweicht. Dematerialisierungsstrategien sind z. B. verbunden mit produktbegleitenden Serviceangeboten, ökologischen Dienstleistungen (z. B. Beratung eines Lackfabrikanten zur Verhinderung von Over-spray) oder nutzungsorientierten Dienstleistungen (z. B. Leasing von Kopiergeräten, Hausgeräten). Deutliche Dematerialisierungseffekte können zudem erreicht werden, wenn man sich weitgehend vom Produkt trennt und bedürfnis- (performance-)orientierte Leistungen anbietet (z. B. Mega-Watt-Strategien im Bereich der -Energieversorgung). III. Das ökonomisch-ökologische Zieldreieck der Materialwirtschaft Durch die ökologische Erweiterung materialwirtschaftlicher Aufgabenstellungen ergibt sich auch eine Erweiterung des klassischen Zieldreiecks: hohe Lieferbereitschaft; niedrige Kapitalbindung in den Beständen (Umlaufvermögen) und in Gebäuden/Anlagen (materialbezogenes Anlagevermögen); minimalen Materialkosten mit den oben skizzierten Umweltzielen. Diese können wie folgt zusammengefaßt werden: hoher Verwertungsgrad der Inputmaterialien; emissionsarme und energiesparende Produktion bzw. Produktlinie; ressourcenschonendes Programm. Nach verschiedenen empirischen Untersuchungen harmoniert erwartungsgemäß in der Praxis das klassische materialwirtschaftliche Ziel „niedrige Materialkosten“ eng mit dem ökologischen Ziel „hoher Verwertungsgrad der Inputstoffe“. Hier drückt sich insbesondere in -Umweltkennzahlen der „ÖkoEffizienz“ (z. B. in der Materialproduktivität) aus, daß - bezogen auf den Produktoutput in Gewichtseinheiten - Abfälle vermieden oder Reststoffe in Kreislaufverfahren wiederverwertet werden. Dazu ist eine frühzeitige Abstimmung bei der Auswahl von Werkstoffen, Anlagen, Verfahren zwischen Einkauf, Konstruktion und Produktion erforderlich. Aus seiner Querschnittsfunktion heraus muß das Materialmanagement am Anfang der Wertschöpfungskette Prozesse ökonomisch und ökologisch optimieren. Ein „simultaneous engineering“ zwischen Produkt-, Betriebsmittel-, Werkzeug und Werkstoffplanung ist auch deshalb unverzichtbar, weil im „pre-processing-Bereich“ mit der Entwicklung und Konstruktion von Produkten (zumindest im Gerätebau) nicht nur ca. 80% der Folgekosten, sondern im gleichen Zuge durch die Festlegung von Stoffen, Bauelementen, Verfahrensschritten auch Emissionen, Rohstoff- und Energieverbrauch (und zwar auf der gesamten Produktlinie) determiniert werden. Eine bedarfsgerechte Disposition mit einer geringen Kapitalbindung in (richtig sortierten) Beständen verhindert Verwertungsrisiken (bedingt durch Nachfrageverschiebung oder technischen Wandel) und sollte in enger Abstimmung mit der -Beschaffungslogistik organisiert werden. Diese muß aber auch darauf bedacht sein, daß Lieferbeziehungen in kurzen Rhythmen nicht zulasten zusätzlicher Transportvorgänge und emissionsintensiver Verkehrsmittel erfolgen. Zwar sind die derzeit niedrigen Transportkosten (in fast allen Wirtschaftssektoren unter 2% der Herstellkosten) keine wirksame Restriktion für aufwendige und weite Transportströme, doch zeichnen sich durch zu erwartende Energieverteuerung, gesellschaftliche Kritik, ökologische Probleme (z. B. Treibhauseffekt) und kollabierende Verkehrssysteme (Staus, enger werden Lufträume etc.) für die Logistik eine Veränderung der Rahmenbedingungen ab. Ressourcenschonende, dematerialisierte Leistungsangebote werden aufgrund der oft dominierenden kurzfristigen Planungshorizonte und noch ausbleibenden Preissignale der Beschaffungsmärkte (hier überwiegen weitgehend kurzfristige, relative Knappheitsindikatoren) in der Praxis erst ansatzweise mit dem Ziel einer hohen Lieferbereitschaft in Beziehung gebracht. Definiert man diese nicht nur über den Servicegrad, sondern auch über die Produkt-, Programm- und Produktionsflexibilität, so werden aber gerade in der strategischen Planung Dematerialisierungsziele Berücksichtigung finden müssen. Dazu hat sich das Materialmanagement auch in die strategische Geschäftsfeld-/ Unternehmensplanung einzuschalten, wo Risiken und Chancen der Differenzierung oder der Kostenführerschaft durch Immaterialisierung der Leistungsangebote abzuwägen sind. 4. Ansatzpunkte in einzelnen Funktionen Betrachtet man die fünf wichtigsten Teilfunktionen der Materialwirtschaft, nämlich Einkauf, Logistik, Lagerwirtschaft, Disposition und Reststoffwirtschaft, dann lassen sich ökologische Aspekte wie folgt integrieren: (1) Der Einkauf Der Einkauf ist das Einlaßtor für die Stoffströme eines Unternehmens. Er hat eine wichtige begin-of-pipe Funktion und trägt gleichzeitig eine ambivalente Verantwortung: zum einen als Risikoverhinderer (keine „ökologischen Bazillen“ in das Unternehmen einzuschleppen), zum anderen als Innovator (Problemlösungen zur langfristigen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu aktivieren). In enger Abstimmung mit dem Umweltreferat müssen Umweltrisiken (Rohstofferschöpfung, -ausbeutung, negative Auswirkungen auf der Produktlinie, emissionsträchtige Verfahren, Gefahrstoffe, Recyclingprobleme etc.) bekannt sein. Produktlinienanalysen können zusammen mit Versorgungsrisiken, Kosten-und Preisentwicklungsuntersuchungen Vormarktanalysen ergänzen. Aus den Umweltinformationen von Ökobilanzen können schließlich vom Einkauf Problemstofflisten erstellt werden, die Lieferanten konkrete Ver- und Gebote zur Stoffzusammensetzung ihrer Teile vorschreiben. Der Einkauf im Handel entwirft zur Auswahl geeigneter Lieferanten oder zur Listung neuer Produkte bereits Pflichtenhefte/Artikelpässe zur Sicherung der Umweltverträglichkeit seiner Sortimente oder läßt sich die Unbedenklichkeit gewisser Inhaltstoffe garantieren. In jedem Fall sollte der Einkauf bei Gefahrstoffen oder umweltgefährdenden Stoffen/ Verdachtsmomenten auf der Information durch Sicherheitsdatenblätter bestehen, die nach EG-Recht auch über Umweltwirkungen Auskunft geben sollen. Durch Beschaffungsmarketing muß der „gestaltende Einkauf“ insbesondere neue, umweltverträgliche Alternativen bei Stoffen, Teilen, Maschinen, Anlagen und Dienstleistungen (z. B. Logistikdienstleister, Reinigungsfirmen) ausfindig machen. Auch hier gilt es, einerseits (aufgrund von Hinweisen interner Abteilungen) aktiv den Beschaffungsmarkt zu erforschen; die Einschaltung von Technologie-Portfolios (technische Frühaufklärung) ist dabei ebenso wichtig wie die Teilnahme an value-engineering Teams zur Suche nach neuen Problemlösungen. Andererseits ist aufgrund der ökologisch orientierten Recherchen auf den Beschaffungsmärkten auch Bedarf in Abteilungen (Produktion, -Marketing, F & E) zu wekken. Innovativer Einkauf bedeutet demnach ein Marketing nach zwei Seiten. „Supply Management“ gestaltet die Beschaffungssortimente strategisch und kann je nach Produktstrategie stärker Kosten- oder Differenzierungsaspekte in die Entscheidungsfindung einfließen lassen. Ökologische Kriterien sind hierbei insbesondere in der indirekten Wirkung zu beachten: zum einen kann der günstige Einstandspreis über mögliche Folgekosten (z. B. Entsorgung, Abfälle, Ausschuß, Verschnitt) im processing- und post-processing-Bereich hinwegtäuschen, zum anderen beachtet man bei der Lieferantenauswahl u. U. zuwenig die Kooperations- und Innovationsbereitschaft von Lieferanten für neue, attraktive und umweltfreundliche Produktbestandteile. Auch im Einkauf sollten deshalb (v. a. für wertmäßig und zukünftig wichtige Beschaffungen) Total-CostRechnungen durchgeführt und Lieferanten (je nach strategischem Beschaffungssegment) mit unterschiedlich gewichteten Kriterien bewertet werden. Kriterien wie Transportentfernung, Einsatz umweltfreundlicher Verkehrsmittel, Kooperationsbereitschaft und Beratung in Umweltfragen, Zertifizierung nach EMAS/ISO 14000 ff. fließen in Lieferantenbewertungssysteme der Praxis bereits ein. Selbst wenn „global sourcing“ für manche Unternehmen Wettbewerbsvorteile verspricht und viele Rohstoffe, Halbfabrikate und Produkte nur im Ausland zu beziehen sind, ist die Versorgungssicherheit der regionalen Beschaffung prinzipiell höher und es entstehen weniger Emissionen als bei weltweiten Transporten. Außerdem sind eine Reihe von Transaktionskosten und -risiken zu beachten, die u. U. das günstige Preisangebot im Ausland mehr als zunichte machen können. Nicht zu übersehen sind auch Initiativen, die wieder stärker regionale Wirtschaftskreisläufe fordern (z. B. Nahrungsmittelerzeugung, Nutzung regenerativer Energiequellen, Anbau heimischer Textilrohstoffe, Holz, Baumaterialien). Mit einer gut kontrollierbaren, „ökologisch sauberen“ heimischen Wertschöpfungskette läßt sich u. U. die Produktattraktivität steigern und können erhebliche Transportströme vermieden werden. Unter ökologischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten sollte der Einkauf deshalb prüfen: Können bestimmte Rohstoffe lokal statt weltweit beschafft und durch Verarbeitung regionaler Rohstoffe mit Herkunftsbezeichnung u. U. die Attraktivität des Produktes gesteigert werden? Sind die Länderrisiken, Kommunikations-, Mentalitätsbarrieren (z. B. Korruption) und Transportrisiken nicht größer als die Kostenvorteile? Entstehen Folgekosten, die den günstigen Einstandspreis erhöhen (z. B. Sicherstellung der Qualität, Nacharbeit, Ausschuß, rechtliche Auseinandersetzungen)? (2) Logistik Logistikabteilungen des produzierenden Gewerbes, von Speditionen oder Handelsunternehmen, verfolgen mit Nachdruck das Ziel eines störungsfreien, schnellen und stetigen Warenstroms. Obwohl durch Just-inTime-Belieferungen und eine wertkettenorientierte Bestandsminimierung verfrühte Ressourcenbindung und Überbestände vermieden und durch kurze Lagerzeiten auch der Verderb von Waren (und damit Abfall) eingeschränkt werden können sind durch das Prinzip der kleinen Nachschubmengen und kurzen Lieferrhythmen tendenziell ökologisch negative Nebenwirkungen zu befürchten, nämlich: steigende Transportbewegungen, die zu Emissionen und überproportionalem Flächenbedarf durch Straßen-(LKW-) Verkehr führen; mangelhafte Abstimmung der Wertschöpfungskette (z. B. Wahl überlasteter Verkehrswege) oder einseitige Diktate des Abnehmers, wodurch die Bestände auf die Straße („rollende Bestände”) oder zum Lieferanten verlagert werden; zunehmende Staugefahr und störungsempfindliche Fertigungsabläufe, die neue Sicherheitspuffer oder zusätzliche Absicherungstransporte notwendig machen; erheblicher Flächenneubedarf durch die JIT-gerechte Fabrik, die ebenerdige, großzügige Flächenlayouts bevorzugt und die Ansiedlung der Zulieferanten und Warenverteilzentren in unmittelbarer Nähe des Herstellers anstrebt; Termindruck und sperrige Aufhängevorrichtungen zur schnellen Beladung von LKW, die zu laderaumvergeudenden Fahrten führen und eine optimale Auslastung verhindern. Die Erhöhung der Umschlagshäufigkeit der Bestände ist betriebswirtschaftlich zweifellos erwünscht und gewährt außerdem eine größere Flexibilität gegenüber Kundenwünschen (gerade auch bei Forderungen nach umweltverträglichen Produkten!). Dennoch muß aufgrund der steigenden Umweltgefährdung (Treibhauseffekt, bodennahe Ozonbildung (Ozon, Ozonloch)) damit gerechnet werden, daß verkehrsbedingte Umweltschäden zunehmend den Verursachern zugerechnet werden (z. B. über eine ökologische Steuerreform, Energieabgaben, Schwerverkehrsabgaben, road pricing) und daß Fahrverbote oder -einschränkungen erlassen werden (z. B. nach der Ozon- oder der Smogverordnung der Länder oder durch Tempolimits). Zudem dürfte der Hinweis nicht überflüssig sein, daß die Erschöpfung der fossilen Energieträger in ca. 50 Jahren zu erwarten sein wird (bei forciertem Wachstum voraussichtlich noch früher!). Zu prüfen ist daher bei Planungen der Beschaffungs- und Distributionslogistik in langfristiger Sicht, ob das Produktionsprogramm nicht mit weniger Materieinput (und damit auch weniger Tonnenkilometern) und verkehrserzeugenden Dienstleistungen bestritten werden kann (langlebige Produkte, software-Informationen statt hardware-Verkauf, Standardisierung von Verpackungen und Produkten, Telekommunikation) in kurz-/ mittelfristiger Sicht, ob: Gebietsspediteure bundesweit den Einzug aller Lieferanten in Umschlagsterminals übernehmen und aus kurzer Distanz (Speditionslager) mit Online-Verbindung zum Hersteller ausliefern können (u. U. mit großen Losen zwischen Lieferant und Spediteur und kleineren Losen zwischen Spediteur und Abnehmer); durch Tourenoptimierung und Funktelefone Frachtkapazitäten besser ausgelastet und auch innerhalb des Speditionsgewerbes verkehrsminimierende Vorwärts- und Rückwärtslogistiken (Rückführung von Retouren, Altprodukten) aufgebaut werden können; Lieferanten zu Entwicklern und Produzenten von Systemkomponenten werden können (um damit auch Verkehrsströme zu reduzieren); umweltfreundliche Verkehrsmittel (Bahn, Schiff, LKW mit Rußfiltern bzw. Oxydationskatalysatoren) eingesetzt werden können; ausgewählte Logistikdienstleister im Verkehrsverbund umweltschonende Konzepte anbieten können (z. B. Zusammenstellung von Komplettladungen durch Gebietsspediteure in Verteilzentren, Übernahme von frei austauschbaren Norm-Containern durch die Bahn,. Selbst wenn damit die Materialabrufe zeitlich vorverschoben werden müssen, sind Fahrzeughersteller bereits dazu übergegangen, einen wesentlichen Teil der JIT-Lieferungen über die Bahn abwickeln zu lassen). (3) Lagerwirtschaft Umweltbezüge der Lagerwirtschaft ergeben sich durch die Lagerorganisation und -methode, die Lagertechnik und -logistik. Bei Teile- und Fertigerzeugnislagern bindet eine zentralisierte Lagerhaltung i. V. m. Hochregallagern aufgrund der intensiveren Grundflächennutzung und des Wegfallens von Mehrfachsicherheitsbeständen (z. B. bei räumlicher Trennung von Ersatzteil- und Teilelager) relativ weniger Raum. Allerdings müssen aufgrund der oft großen Baumassen landschaftsästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Bedingt kann die Häßlichkeit mancher Lagergebäude durch Berankung von Pflanzen oder Gliederung des Baukörpers gemindert werden. Das Raumangebot des Lagers wird zusätzlich besser genutzt bei chaotischer Einlagerung (ohne feste Stellplätze). Dabei muß für jede Materialart nicht der maximale Bestand räumlich vorgehalten werden, sondern nur eine Gesamtfläche, die sich am durchschnittlichen Bestand orientiert. Werden die Lagerfunktionen optimiert (z. B. nach Umschlagshäufigkeit, Minimierung der Ein- und Auslagerungsvorgänge), so kann auch der Energieverbrauch automatischer Fördereinrichtungen reduziert werden. Bei fertigungssynchroner Anlieferung lassen sich Lagerflächen weitgehend einsparen („lagerlose Fertigung“). Inwieweit dieser Flächenspareffekt durch großzügiges, ebenerdiges Fertigungslayout, neue Warenverteilzentren und Lagerhallen bei Spediteuren/Lieferanten (über-)kompensiert wird, muß im Rahmen der Warenflußoptimierung geprüft werden. Lager, die umweltgefährdende Stoffe enthalten, sollten separiert und auf den geringstmöglichen Umfang reduziert werden (z. B. Chemikalienlager, Giftstofflager, Lager für brennbare Flüssigkeiten). Die gesetzlichen Grundlagen hierfür sind z. B. die GefahrstoffV, der Katalog über wassergefährdende Stoffe, die Verordnung für brennbare Flüssigkeiten, das Chemikaliengesetz, die Verordnung zum Lagern, Abfüllen und Umschlagen wassergefährdender Stoffe. Die Nichtbeachtung von Lagervorschriften stellt eine Ordnungswidrigkeit (gem. §26/I Nr. 86 ChemG) dar, die mit Geldbußen geahndet wird. Unvergleichlich drastischer können Schadensersatzforderungen durch Störfälle sein oder Kosten der Altlastensanierung, die häufig durch falsche Lagerung verursacht werden (in der Chemischen Industrie die häufigste Ursache von Störfällen). Es sollte also in jedem Falle geprüft werden, ob alle Lagerobjekte (z. B. wassergefährdende Stoffe bzw. brennbare Flüssigkeiten) nach gesetzlichen Vorschriften behandelt werden (z. B. CKW-Behälter in speziellen Stahlbetonwannen) und ob überhaupt eine abfallrechtliche Genehmigung für die Lagerung bestimmter Teile (z. B. Schrott) vorliegt. Die örtliche Feuerwehr sollte über Lagerpläne für den Brandfall informiert sein, für umweltgefährdende Stoffe sollten Zugriffskontrollen existieren, begrenzt lagerfähige Stoffe regelmäßig im Verbrauch erfaßt und sicher entsorgt werden. Zur Risikominderung und zur angemessenen Gestaltung des Versicherungsschutzes (mit der Folge der Absenkung von Versicherungsprämien) bieten manche Versicherungen eine vorbeugende Umweltberatung an. Die Lagerlogistik für Distribution und Beschaffung muß auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren, die sich durch die europäische Liberalisierung der Transportpreisbildung, die Bahnreform und den zunehmenden Verkehrsinfarkt im Fern- und Flächenverteilverkehr charakterisieren lassen. Anzustreben ist auch hier eine stärkere Nutzung der Schienenwege, Synergiebildung in der Anlieferung und Verteilung, intelligente Abstimmung und Nutzung der Kapazitäten der Distributions- und Beschaffungslogistik. Durch entsprechende räumliche Verteilung von dezentralisierten Großlagern können z. B. Produzenten den Fernverkehr mit höheren Transportlosgrößen auf die Schiene oder das Schiff verlegen. In Verbindung mit City-Logistiken kann eine höhere Zeitflexibilität und Umweltverträglichkeit in der Einzelverteilung durch Regionallager erreicht werden. Von Regionallagern aus kann dann das gesamte Spektrum an lokalen Groß- und Kleinlieferungen durch Kleinspediteure und umweltfreundliche Verkehrsmittel (z. B. lärmarme Elektrotransporter im Innenstadtbereich) mit Tourenoptimierung zugestellt werden. Disposition Durch eine aktuelle Bestandsführung, abgesicherte Bedarfsprognosen und Kapazitäts/Belastungsabgleiche werden wesentliche Voraussetzungen für eine bestandsminimierende Materialsteuerung geschaffen, die wiederum dazu beiträgt, daß der Materialfluß sich ohne Überbestände dem Nachfragewandel und technischen Wandel auch zugunsten einer schnelleren Durchsetzung umweltfreundlicher Produkte (bei aktivem ÖkoMarketing) entwickelt. Probleme der Oberbestände, wie sie vor allem bei Serienfertigem mit tiefem und breiten Programm entstehen können, lassen sich mindern durch konsequente Standardisierung und Fertigung im Modul-/Baukastensystem. Die enge Abstimmung mit dem Vertrieb in den Stadien des Produktanlaufs (Markteinführung) und des Produktauslaufs (Ablösung durch das Nachfolgemodell) ist eine weitere Voraussetzung für eine ressourcenschonende Disposition, weil Mengenrisiken durch Änderungsoptimierung vermieden werden. Dennoch entstehende Überbestände sollten regelmäßig durch systematische Verwurfsaktionen bereinigt werden mit dem Ziel, Restserien zu Sonderverkaufsaktionen noch zu verwerten, dispositorisch inaktive Teile möglicherweise zu aktiven Teilen umkonstruieren (vielleicht mit einfachen Arbeitsgängen) oder Rückverkaufsmöglichkeiten mit Lieferanten bzw. Recycling mit Verwertungsbetrieben überprüfen. Entsorgung sollte auch hier die ultima ratio sein! Reststoffwirtschaft Durch das Kreislauf- und Abfallwirtschaftsgesetz und die darin definierte Produktverantwortung (Life-cycle-assessment) wird das Abfall- besser Reststoffmanagement für die Materialwirtschaft zu einer zentralen abteilungsübergreifenden Querschnittsaufgabe, die in Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle intensiv mit dem Umweltreferat zu koordinieren ist. Vermeidung von Abfällen hat dabei erste Priorität; an zweiter Stelle stehen die stoffliche und energetische Verwertung grundsätzlich gleichberechtigt. Die Verwertung genießt wiederum Vorrang vor der Beseitigung. Voraussetzung für eine vorbeugende und reststoffoptimierende Abfall-/ Abwasser-/ Abwärmepolitik eines Industrieunternehmens ist auch hier der Aufbau eines ÖkoControlling mit Betriebs-, Prozeß- und Produktlinienbilanzen bzw. Stoffstromanalysen, wodurch erst Reststoffschwachstellen systematisch ermittelt und Abfall-/ Abwasser-/ Energiekennzahlen zur Planung und Kontrolle bereichs- oder produktspezifisch verwendet werden können. Das KrW-/AbfG formuliert hierzu konkrete Pflichten (Mengenschwellen) zur Erstellung von Abfallwirtschaftskonzepten und -bilanzen (bei insgesamt 2000kg pro Jahr besonders überwachungsbedürftigen Abfällen oder mehr als 2.000t pro Abfallschlüssel und Jahr überwachungsbedürftiger Abfälle gemäß NachwV). Reststoffvermeidung beginnt mit abfallminimierenden Sachzielen und Marketingstrategien (z. B. Verkauf von „Funktionen“ statt von Hardwareprodukten, Leasing-, Contracting-Konzepte). Dabei kann auch die freiwillige Produktrücknahme (weit vor den zu erwartenden Rücknahmegeboten!) zum Verkaufsargument werden (z. B. bei Hausgeräten, Teppichen, Büromöbeln). Entwicklung und Konstruktion müssen die Grundregeln des Öko-Designs beachten (Recycling-, Einstoff-, Störstoff-, Trennungsregel. Langlebigkeit, Haltbarkeit, Sparsamkeit in der Gebrauchsphase, Aufrüstbarkeit, Reparaturfähigkeit). Produktkomponenten und Werkstoffauswahl, die Entscheidung für Eigenoder Fremdfertigung bestimmen bereits maßgeblich das Volumen und die Schädlichkeit verfahrens- oder ablaufbedingter Reststoffe. Die Arbeitsplanung kann über Verschnittoptimierungsprogramme Abfälle vermeiden helfen. In Verbindung mit dem Einkauf sollte in der Phase der -Produktplanung/ -entwicklung auch das Outsourcing unter dem Aspekt der Emissionsverhinderung überprüft werden (z. B. Auslagerung von emissionsträchtigen Lackiervorgängen). Wichtig ist hier die Kooperation mit ökoinnovativen Lieferanten, die an integrierten Problemlösungen und Entsorgungskonzepten mitarbeiten (z. B. rent-a-chemical). Das gilt auch für Entsorgungsbetriebe, mit denen gemäß KrW-/AbfG, NachWV, AbfBestV je nach Klassifizierung der Abfälle die Abfallentsorgung ordnungsgemäß durchzuführen ist. Qualifizierte Entsorgungsfachbetriebe verstehen sich nicht nur als End-of-PipeTransport- und Abfallbeseitigungsfirmen, sondern geben auch Beratung und Hinweise zur Abfallvermeidung, Wertstoffsortierung oder zum internem Recycling. Durch sortenreine Abfallsortierung und dem anschließendem Angebot an Wertstoffbörsen (z. B. beim DIHT, VCI oder bei Recyclingcenters) können aus Entsorgungskosten Wertstofferlöse werden, ebenso wie durch integrierte Techniken Reststoffe im Kreislauf geführt werden und damit Rohstoff-Einkaufskosten, Abwassergebühren/ -abgaben, Entsorgungsgebühren, Wasserkosten etc. gespart werden. Auch ein interindustrielles/ -institutionelles Recycling ist in Erwägung zu ziehen, um z. B. überschüssige Abwärme an benachbarte Wohneinheiten zu verkaufen. Der Verpackungsaufwand ist sowohl auf der Inputseite (Einkauf) als auch beim Output (Verkauf) über Mehrwegsysteme, Mehrfachverwendung (z. B. Kartons/Füllmaterial der Warenannahme für den Versand), Wiederverwendung, zu reduzieren. Letztlich muß es in der Reststoffwirtschaft darum gehen, Materialflüsse störungsfrei zu minimieren und unerwünschte Kuppelprodukte zunehmend zu erwünschten nutzen-stiftenden und verkäuflichen Haupt- bzw. Nebenprodukten umzuwandeln. Weiterführende Literatur: Fieten, R.: Integrierte Materialwirtschaft. 3. Aufl., Leinfelden-Echterdingen 1994; Hartmann, H.: Kriterien für die ökologische Lieferantenbewertung, in: Beschaffung aktuell, 1/96, o. 0., o. J.; Stahlmann, V.: Umweltorientierte Materialwirtschaft, Wiesbaden 1988; ders.: Umweltverantwortung im Einkauf, in: Strub, Materialwirtschaft, ökologische (Hrsg.) Das große Handbuch des Einkaufs, Landsberg a. Lech 1998; Döttinger, K./ Roth, K./ Lutz, U.: Betriebliches Umweltmanagement, Loseblattsammlung, o. 0., o. J.



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